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Die Ziege - das Wappen-
tier Fuerteventuras
„Haben die Viecher es wirklich verdient, dass sie je-
des Jahr mit 200 Euro pro Kopf und Nase subventio-
niert werden?“ Die Hobby-Ökologin aus dem Wes-
terland ist empört: „Schauen Sie, wie die alles kahl
fressen: Gierig stürzen sie sich auf jeden irgendwo
hervorlugenden Halm!“ An die 50.000 Ziegen soll es
auf Fuerteventura geben, auf zwei Inselbewohner je-
weils eine. Da verwundert es nicht, dass man überall
ihren meckernden Gesichtern begegnet: Man sieht
sie an der Hauptstraße und in kargen Tälern, selbst an
einsamen Stränden lugen sie um die Ecke und mus-
tern die Fremden mit neugierigem Blick.
Auf ihre Ziegen möchten die Bewohner Fuerteven-
turas nicht verzichten. Seit die ersten Siedler vor über
2500 Jahren von Afrika übersetzten, waren die Tiere
stets mit von der Partie - ein Garant fürs Überleben
auf der wüstenhaften Insel. Ob Milch oder Fleisch,
Haut oder Horn: alles von ihnen war verwertbar. Gar
übersinnliche Kräfte sprach man den Tieren zu. Blieb
einmal der Regen aus, wurden die Zicklein von den
Muttertieren getrennt - das darauf einsetzende herz-
zerreißende Jammern sollte die Götter barmherzig
stimmen und die Wolken zum Abregnen bringen.
Drei Arten von Ziegen werden unterschieden: Jai-
ras heißen sie, wenn sie ungewöhnlich viel Milch ge-
ben und deshalb den Hof nicht verlassen dürfen.
Cabras de gando werden die Herdentiere genannt,
die abends vom Hirten zum Melken zusammenge-
trieben werden. Frei sind nur die cabras de costa . Mo-
natelang streifen sie durch die Landschaft und lech-
zen nach dem Winterregen, der dafür sorgt, dass sich
an den Hängen ein grüner Flaum bildet. Sie werden
nicht gemolken, sondern erst zur Schlachtzeit von
Hirtenhunden aufgespürt. Zwar sind sie kleiner als
die Hausziegen, doch ihr Fleisch ist ärmer an Fett und
äußerst schmackhaft - als Sonntagsbraten sind sie
hoch geschätzt.
Übrigens kann man auf der Speisekarte noch zwei
weitere Ziegenvarianten entdecken: Cabrito ist das
„Milchlamm“ - noch ganz jung, nur von der Milch
der Mutter genährt; Baifo , ein Wort aus altkanarischer
Zeit, bezeichnet gleichfalls ein junges Tier, doch ihm
beginnen bereits die Hörner zu wachsen.
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