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Heiliger Berg -
Kunst und Kommerz
Als einer der ältesten Vulkane des Archipels steht der
Tindaya unter Naturschutz. Das freilich hinderte eine
Bergbaugesellschaft nicht daran, ein großes Loch in den
Hang zu schlagen. Im Steinbruch wird seit 1995 Trachyt
gewonnen, ein wertvoller vulkanischer Baustoff, dessen
Marktpreis in den vergangenen Jahren stark nach oben
geschnellt ist. Für eine einen Quadratmeter große und vier
Zentimeter starke Steinplatte zahlt man knapp 100
.
Viele Majoreros waren empört, als sie von den Grabun-
gen innerhalb des Naturschutzgebietes erfuhren und in
der Zeitung lesen mussten, dass die piedra roja , das „rote
Gestein“ des heiligen Bergs, verschifft und kommerziell ver-
marktet wird. Eine Bürgerinitiative verlangte die Bestrafung
der Verantwortlichen - wer hatte da wieder mal „die Hand
geöffnet“ und dem Unternehmen die Schürfrechte erteilt?
Eine Bestrafung erfolgte zwar nicht, wohl aber deutete
sich eine Kompromisslösung an - wie so oft auf den Kana-
ren -, um die Schuldigen zu schonen. Als 1996 die kanari-
sche Regierung von der Betreiberfirma einen Teil der
Schürfrechte aufkaufte, mochten einige Majoreros glau-
ben, sie wolle sich zum Anwalt der Bürgerinitiative ma-
chen und den zukünftigen Schutz des heiligen Orts ge-
währleisten. Immerhin erklärte sie sich bereit, die durch
den Steinbruch entstandenen Schäden umgehend zu
beseitigen.
Die Ökologen freilich waren von Anfang an skeptisch.
So erklärte ein Sprecher der Umweltgruppe Ecologistas en
Acción , die kanarische Regierung habe gewiss nicht von
einer Nacht auf die andere ihr Herz für die bedrohte Natur
entdeckt; vielmehr sei davon auszugehen, dass sie mit dem
Kauf geschäftliche Interessen verfolge. Wahrscheinlich pla-
ne sie für die baldige Zukunft Abtragungen noch größe-
ren Ausmaßes, an denen sie diesmal selbst beteiligt sei.
Und so war es denn auch. Noch im gleichen Jahr wurde
bekannt, dass sich der baskische Bildhauer Eduardo Chilli-
da für sein neues Werk, einen gigantischen Skulpturen-
park, die östliche Kanareninsel ausgewählt hatte - und
dies (ein kleines Detail, das wichtig werden sollte) im Ein-
verständnis mit der kanarischen Regierung. Eines Nachts,
so erklärte der Künstler, sei er mit der Idee aufgewacht,
„einen Berg auszuhöhlen“. In Finnland und Deutschland
habe er keinen geeigneten entdeckt, doch auf Fuerteven-
tura sei er fündig geworden: „Tindaya ist für meinen Traum
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