Travel Reference
In-Depth Information
Das starke Abenteuer
Fuerteventura ist die am weitesten östlich gelege-
ne Insel des kanarischen Archipels. Nur 100 Kilo-
meter liegt der „schwarze“ Kontinent entfernt -
ein Katzensprung, mögen sich die Sahauris den-
ken, die im Süden Marokkos leben und davon
träumen, im Boot überzusetzen. Doch der Weg ist
ihnen versperrt - denn mögen es auch Berber ge-
wesen sein, die als erste auf die Kanaren gekom-
men sind: Heute gehört die Inselgruppe zu Euro-
pa und bildet eine Festung gegen Afrika.
Auf der Weltkarte des Mallorquiners Angelino
Dulcert (1339) waren die Kanarischen Inseln erst-
mals verzeichnet. La forte ventura, „das starke
Abenteuer“, ist da erkennbar, nördlich davon die
Insula de Vecchi marini (Insel der Seegreise) und
die Insula de Lanzarotus Marocelus (Lanzarote). Bis
heute ist die Herkunft des Namens nicht geklärt,
aber man nimmt an, dass es Sklavenjäger waren,
die ihn erfanden. Später wurde ventura mit dem
spanischen venturoso in Verbindung gebracht: das
konnte sowohl „stürmisch“ heißen als auch „glück-
lich, vom Schicksal begünstigt“.
Die Bewohner haben das anders gesehen. Sie
erlebten die Conquista, den Sklavenhandel und
die Überfälle von Piraten, sahen sich aufgrund von
Hungersnot und Dürre zur Emigration gezwun-
gen. In Volksliedern besang man Fuerteventura als
Armenhaus der Kanaren, eine „Insel der Verlore-
nen“. Kein Wunder, dass aufmüpfige Geister, Ra-
dikalliberale und Kommunisten hierher abgescho-
ben wurden - die Ländereien Fuerteventuras gal-
ten als tierras sin retorno („land of no return“).
Immer wieder versuchten sich die Majoreros,
so werden die Inselbewohner genannt, durch den
Anbau landwirtschaftlicher und anderer Export-
güter aus der Armut zu befreien: mit Kalk, Salz-
kraut und dem Farbstoff der Koschenille. Doch es
waren stets nur Hoffnungsträger für kurze Zeit,
die hier produzierten Stoffe wurden anderswo
Search WWH ::




Custom Search