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Die Weine der Toscana
Wer kennt sie nicht, die bastumwickelten Rie-
senweinflaschen, die in 1960er-Jahren hinter
der Rücksitzbank des VW-Käfers von Italien
nach Deutschland geschmuggelt wurden? Er-
innerungen an einen Wirtschaftswunderurlaub
am „Teutonengrill“, wie die Strände der Adria
seinerzeit im Volksmund hießen. Der Inhalt der
Flaschen: Chianti, Inbegriff des „dolce vita“.
Sogar Schlager wurden in dieser Zeit über ihn
gesungen, obwohl die Qualität des Weins oft sehr
zu wünschen übrig lies. So wurde die bastumwi-
ckelte Flasche, die „fiasco“, wenn einmal geleert,
nicht einfach weggeworfen, sondern diente als
Kerzenhalter, der die italienische Urlaubsstim-
mung noch ein Weilchen erhalten sollte.
Heute dominiert die „fiasco“ nicht mehr die
Ladentische, dafür kauft man den edlen Chianti
in Bordeauxflaschen, deren Inhalt Weintrinker
zu höchstem Lob und Weinhändler zu höchsten
Preisen anregen. Viel hat sich gewandelt im
Chianti-Gebiet. Strenge Regeln und Klassifizie-
rungen halfen mit, internationale Spitzen-
weine zu erzeugen.
Hauptbestandteil des Chianti ist die Sangio-
vese-Traube. Ihr Anteil muss mindestens 80 %
betragen. Weitere zugelassene Rebsorten sind
Canaiolo und Cabernet Sauvignon. Weiß-
weinsorten sind generell nicht mehr zugelassen.
Stammt der Wein aus dem Kerngebiet des Chi-
anti zwischen Florenz und Siena, trägt er den
Namen Chianti Classico. Der Chianti Clas-
sico Riserva muss zudem mindestens 2 Jahre in
Eichenholzfässern gereift und weitere 3 Monate
in Flaschen gelagert worden sein, bevor er in den
Verkauf kommt. Außerdem muss sein Alkohol-
gehalt mindestens 12,5 % betragen. Das Kon-
sortium Chianti Classico mit Sitz in Greve hat
die Schutzmarke „gallo nero“ (schwarzer Hahn)
für sich entworfen. Ein schwarzer Hahn auf dem
Flaschenhals bürgt für höchste Qualität.
Wenn man den toscanischen Wein aber nur
auf den Chianti beschränkt, würde man den
anderen, gleichwertigen Lagen der Toscana ein
großes Unrecht antun. Einige der größten Weine
Italiens werden in Montalcino und Montepul-
ciano angebaut. Weine voller Komplexität und
Tiefgang, die oft viele Jahre gelagert werden,
stammen von hier. Namen wie Brunello di
Montalcino oder Vino Nobile di Montepul-
ciano lassen die Herzen eines jeden Weingenie-
ßers höherschlagen. Auch in weniger bekannten
Anbaugebieten wie Carmignano oder San Gimi-
gnano werden edle Spitzenprodukte erzeugt.
Des Weiteren kommen Weinliebhaber entlang
der etruskischen Weinstraße, die sich unterhalb
von Livorno bis nach Piombino erstreckt, auf
ihre Kosten. Und nicht zu vergessen: die Weine
Elbas. Die Insel kann auf eine dreitausendjährige
Weinbautradition zurückblicken. Sowohl der
Elba Bianco (trockener Weißwein) als auch der
Elba Rosso, ein trockener Rotwein, der Ale-
atico, ein schwerer, süßer Likörwein, oder der
Moscato (süßer, bernsteinfarbener Dessertwein)
haben bei Weinkennern einen guten Ruf.
 
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