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Über die Via Cavour und durch das alte, mit dem Wappen der Medi-
ci geschmückte Stadttor kommt man auf die kleine Piazza Cavallotti
mit dem Castello Aldobrandesca. Das ist auch schon alles, was in
Arcidosso an alter Bausubstanz zu sehen ist. Die übrige Stadt besteht
aus nicht gerade sehenswerten Neubauten. Einen berühmten Sohn
hat Arcidosso noch zu bieten: David Lazzaretti, den Propheten des
Amiata. Geboren 1834 in Arcidosso, vereinigte er eine tiefe Frömmig-
keit mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit. Er gründete eine
religiöse Gemeinschaft, die Brüderlichkeit, Gütergemeinschaft und
einen einfachen Sozialismus predigte. Auf dem Gipfel des Monte Lab-
bro errichteten er und seine Anhänger einen Turm, eine Kirche und
eine Klause. Die Ruinen sind auch heute noch sichtbar. Die Obrigkeit
des Königreiches Italien beobachtete sein Tun mit wachsendem Arg-
wohn. 1878 wurde er bei einem Protestmarsch von der Polizei er-
schossen. Noch heute gibt es in Arcidosso und Umgebung Anhänger
seiner Bewegung. Im Rathaus, an der Piazza Indipendenza 30, wird
in einem kleinen Museum sein Leben erzählt (geöffnet nur während
der Bürostunden).
Zwischen Arcidosso und Castel del Piano liegt San Lorenzo, ein
kleines Dorf, von dem aus man eine Wanderung (s. S. 193) in die
schönen Kastanienwälder unternehmen kann. Einen richtigen Park-
platz gibt es nicht, man sollte deshalb sein Fahrzeug am Straßenrand
der Via della Montagne abstellen.
An der Westflanke des Monte Amiata liegt Castel del Piano. Von
Arcidosso erreicht man es in wenigen Minuten über die SS323. Das
Zentrum bildet die Piazza della Madonna mit den zwei bedeutends-
ten Kirchen des Ortes, der Chiesa dell'Opera aus dem 17. Jh. und der
Chiesa della Madonna delle Grazie aus dem 19. Jh. Sehenswürdig-
Parken
Bei den Sportanlagen von
Arcidosso JNQJBOUJTQPSUJWJ
Man fährt vor dem Zentrum
Arcidossos in Richtung Gros-
seto (Via Roma), nach 200 m
rechts in die Via Firenze ab-
biegen, ausgeschildert. Nur
zur Not als Übernachtungs-
platz, keine ansprechende
Umgebung.
z Via Po, Castel del
Piano (s. S. 208)
{ Camping
Amiata, Castel del
Piano (s. S. 208)
Esskastanien
Am Monte Amiata wachsen bis in Höhen von
800 m riesige Kastanienwälder. In früheren
Zeiten waren Kastanien das Hauptnahrungs-
mittel der Bewohner der Region. Aus ihnen
wurde Mehl gewonnen und zu Brot und Ku-
chen verarbeitet. Polenta, Püree („pichiona“),
gekochte Kastanien mit Fenchel („castroni“)
und natürlich die Kastanien vom Grill („cas-
tagno arroste“) waren auf dem bäuerlichen
Speiseplan zu finden.
Auch heute ist die Kastanienernte noch
ein großes Ereignis. Ganze Familien rücken
im Oktober bepackt mit Körben, Rechen und
Besen an - neuerdings sogar mit Laubsaugern.
Dann wird die Spreu vom Weizen bzw. in die-
sem Fall die Kastanie von Blättern und Schale
getrennt und in Säcke verpackt. Die Reste wer-
den verbrannt. In gepflegten Kastanienwäldern
wächst keinerlei Unterholz, sodass das Einsam-
meln relativ leicht fällt. Mittags trifft man sich
dann bei den ehemaligen Trockenhäuschen und
genießt die „pranza“ (Mittagessen).
In dieser Zeit finden in den meisten Orten
rund um den Monte Amiata Kastanienfeste
statt. Bei Musik und Wein gibt es allerlei
Köstlichkeiten. Man sollte unbedingt die etwas
eigenwillige Kreation von Kastanienfladenbrot
mit Rosinen, Pinienkernen, Walnüssen und
Rosmarin oder „castagnaccio“, einen Kastanien-
kuchen, versuchen. Köstlich!
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