Travel Reference
In-Depth Information
Vermutungen zur
Bedeutung der
Megalithbauten von
Carnac
2. Die Abstände der Steine bzw. der Rei-
hen untereinander haben eine megalithi-
sche Längenmaßeinheit definiert. Kritik:
Wie bei der astronomischen Deutung muss
auch hier die Auswahl der Steine willkürlich
bleiben, angesichts der Unterschiede in den
Abständen.
3. Es handelt sich um ein Gräberfeld mit
ritueller Bedeutung. Kritik: Es wurden nur an
wenigen Menhiren Knochen gefunden, was
allerdings bei dem größtenteils sauren Bo-
den nicht verwunderlich ist, da Knochen hier
einen Zeitraum von 5000 Jahren nicht über-
dauern können.
4. Die Steinreihen sind navigatorische
Peilhilfen für Schiffe. Kritik: Der Meeres-
spiegel war vor 4000-5000 Jahren ca. 7 m
niedriger als heute. Doch selbst heute ist es
unmöglich, die Steine von See aus zu sehen,
somit erst recht nicht vor 5 Jahrtausenden.
Hinzu kommt, dass für Peilungen zwei Steine
ausgereicht hätten.
5. Die Menhire sind die verwitterten Reste
versteinerter römischer Soldaten, die Saint
Cornely (s. Eglise St-Cornely) verfolgten. Er
hatte sich im 3. Jahrhundert als Papst in Rom
gegen die Götzenverehrung im Allgemeinen
und speziell gegen das Tieropfer engagiert.
Nach seiner Weigerung, Mars ein Tieropfer
zu bringen, wurde er vom römischen Kaiser
entmachtet und verbannt. Cornely musste
fliehen und kam schließlich in die Bretagne
nach Carnac. Hier spürten ihn römische Sol-
daten auf und verfolgten ihn. Im letzten Mo-
ment schickte der Heilige Cornelius ein Stoß-
gebet gen Himmel, um vor den Soldaten
Schutz zu finden, und tatsächlich erstarrten
die heidnischen Legionäre zu Steinsäulen.
Soweit die bretonische Legende. Es existie-
ren mindestens drei weitere Versionen. Kritik
überflüssig!
Unabhängig von den ursprünglichen
Gründen zur Errichtung dieser geheimnisvol-
len Steinreihen glaubten kinderlose Ehepaare
bis ins 20. Jahrhundert hinein an eine frucht-
barkeitsfördernde Wirkung der Menhire.
Die körperliche Vereinigung in unmittelbarer
Nähe des Géant du Manio sollte die Kinder-
losigkeit beseitigen.
Die vielen Deutungsversuche stützen sich
nur in den seltensten Fällen auf gesicherte
Fakten, das meiste ist hypothetisch, teilweise
geradezu fantastisch (siehe auch Kapitel
„Die Megalithen“).
Gesichert ist, dass die Dolmen zum Teil
Beisetzungsstätten für herausragende Per-
sonen der Sippe, zum Teil regelrechte Mas-
sengräber waren, die über mehrere Genera-
tionen genutzt wurden. Sicher ist auch, dass
sie zwischen 4000 und 2000 v. Chr. errichtet
wurden, also nicht keltischen Ursprungs
sind, wie noch im 19. Jahrhundert angenom-
men wurde.
Zu den Steinreihen (Alignements) gibt es
folgende Interpretationen, von denen jedoch
keine als gesichert angesehen werden kann,
ja manche erscheinen sehr fragwürdig:
1. Astronomische Deutung: Einzelne Teil-
stücke bestimmter Steinreihen weisen in die
Richtung des Sonnenauf- oder -unterganges
zur Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) am
21.3. bzw. 23.9. Dies hätte eine Kalenderein-
teilung ermöglicht. Kritik: Die Auswahl der
Steine erscheint heutzutage willkürlich ange-
sichts der Vielzahl verschiedener Möglich-
keiten an Peilrichtungen. Hinzu kommt, dass
nur etwa 36 % noch an ihrem alten Platz
stehen.
Nach einer anderen These dienten die
Steinsetzungen der Vorhersage von Mond-
finsternissen. Die Peilungen sollten mögli-
cherweise nach dem Kimme-Korn-Prinzip
über den großen Menhir von Locmariaquer
(Grand Menhir Brisé oder Feenstein) erfol-
gen. Kritik: Es existiert keine einzige konkrete
anerkannte mathematische Berechnung, die
diese Vermutung stützt. Die Auswahl der
Steine als „Kimme“ ist angesichts der großen
Auswahlmöglichkeiten willkürlich.
Search WWH ::




Custom Search