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Ile de Sein
Seltenheitswert. Nur in Nähe der
Häuser gedeihen zwischen Natur-
steinmauern ein paar Kartoffel- und
Gemüsepflanzen. Zum Windschutz
wurden die Häuser des Dorfes so na-
he aneinander gebaut, dass durch die
schmalen Gassen gerade ein Fass ge-
rollt werden konnte. Zumindest be-
sagen dies die Annalen der Insel. Au-
tos haben hier keine Chance.
Immer wieder mussten die Sénans
ihr durchschnittlich nur 2 Meter hohes
Stück Land vor Sturmfluten verteidi-
gen. Allein in den letzten hundert Jah-
ren wurde die Insel viermal während
der Winterstürme vollständig überflu-
tet, zuletzt 1924, als in einer Novem-
bernacht zahlreiche Häuser zerstört
wurden. Im Süden, nahe dem Leucht-
turm, sind noch die Grundmauern der
Häuser erkennbar, die einst ein Dorf
bildeten. Damals flohen die Bewohner
in den Kirchturm. Wer keinen Platz
mehr darin fand, kletterte auf sein ei-
genes Dach. Und dennoch, wer hier
geboren wurde, möchte hier auch alt
werden. Jungen und Mädchen müs-
sen nach der Grundschulzeit die Insel
verlassen, um am Festland ihre Schul-
ausbildung abzuschließen und einen
Beruf zu erlernen.
Der Sommertourismus bringt eini-
gen Familien ein Zubrot, das zusam-
men mit den Einkünften aus der Fi-
scherei oder dem Gehalt des zur See
fahrenden Mannes ein akzeptables
Auskommen ermöglicht. Erleichtert
wird das Leben der 400 Bewohner da-
durch, dass schon seit 1670 nach ei-
nem Gesetz Colberts die Einkünfte
der Inselbewohner unversteuert blei-
Mit der Fähre „Enez Sun“, die den kel-
tischen Namen der Insel trägt, dauert
es eine gute Stunde, um von Audierne
aus das sturmgeplagte Inselchen zu er-
reichen.
Zunächst geht es 15 km entlang der
steilen Südküste der Sizun-Halbinsel
bis zur Pointe du Raz. 8 km westlich
dieses bei Fischern und Seglern ge-
fürchteten französischen Kap Horns
liegt das Inselchen Sein am Ende der
Passage Raz de Sein. „Qui voit Sein,
voit sa fin“ (Wer Sein sieht, sieht sein
Ende), hieß es Mitte des 19. Jh., als
Leuchttürme und andere Hilfsmittel
auf See noch nicht in ausreichender
Zahl zur Verfügung standen. Zudem
gehört dieses mit Felsen und Untiefen
gespickte Seegebiet zu den Gewäs-
sern mit den stärksten Strömungen
und der größten Nebelhäufigkeit Eu-
ropas. Hunderte von Segelschiffen sind
im Laufe der Jahrhunderte auf den Un-
tiefen rund um die Insel gestrandet,
sehr zur Freude der Sénans (so nen-
nen sich die Inselbewohner), die die
Ladungen und das Holz der Planken
als Gabe des Himmels ansahen.
Der karge Flecken Land konnte die
Bewohner noch nie ernähren. Die Fi-
scherei, insbesondere der Hummer-,
Langusten- und Taschenkrebsfang war
und ist Lebensgrundlage der Sénans.
Nicht ohne Grund wurde der Hum-
mer zum Wappentier der Insel.
Auf der 2 km langen und nur 50 bis
500 m breiten Insel, die den Nordat-
lantikstürmen schutzlos ausgeliefert
ist, besitzen Sträucher und Bäume
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