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Das Cap Sizun, bei den Römern Go-
boerum promontorium genannt, bildet
die Nordgrenze der Region Cor-
nouaille, die im Südosten bei Quim-
perlé bis an den Fluss Laïta reicht. Im
Gespräch mit Franzosen kann es
schnell zu einer Verwechslung mit der
englischen Grafschaft Cornwall kom-
men, denn auch Cornwall wird in
Frankreich Cornouaille genannt. Tat-
sächlich gibt es hierfür eine historische
Begründung: Neben irischen Mön-
chen waren es auch Ordensbrüder
aus Südwestengland, die hier die christ-
liche Missionierung der westfranzösi-
schen Halbinsel begannen. Neben dem
christlichen Glauben brachten sie auch
ihre Orts- und Regionsnamen mit, so
wie es 1200 Jahre später irische Aus-
wanderer in Nordamerika machten.
Einen Entwicklungshöhepunkt erleb-
te die Stadt Mitte des 19. Jh., als es
nach der Erfindung der Konservendo-
se durch Nicolas Appert möglich wur-
de, Fisch langfristig haltbar zu machen
und Konserven auch in entferntere
Gebiete zu verkaufen. Insbesondere
die Sardine, die ab 1836 als Konserve
in französischer Monopolstellung
weltweit zu hohen Preisen verkauft
wurde, brachte den Händlern von
Douarnenez Wohlstand und den Fi-
schern und Konservenfabrikarbeitern
ein erträgliches Auskommen. Bis zur
Jahrhundertmitte hatten sich 35 Fisch-
fabriken hier angesiedelt mit Arbeits-
plätzen für die halbe Stadtbevölke-
rung. Um so dramatischer war der Ein-
bruch, als gegen 1880 plötzlich die
Sardinenschwärme ausblieben. Nach
drei Jahren sehr geringer Fänge waren
von 35 Fabriken nur noch ganze acht
übriggeblieben. Stadtweite Massenar-
beitslosigkeit und Armut kennzeich-
neten die einst beneidete Hafenstadt.
Der Zustand änderte sich erst etwa 20
Jahre später mit der langsamen Ein-
führung neuer Fischereitechniken auf
größeren Booten. Auch die Sardinen-
schwärme kamen wieder, ebenso un-
erwartet, wie sie zuvor ausgeblieben
waren. Möglicherweise als Folge der
Lebensumstände der vergangenen
zwei Jahrzehnte wählte die Bevölke-
rung von Douarnenez im Jahre 1921
als erste Stadt Frankreichs einen kom-
munistischen Bürgermeister.
Das heutige Douarnenez hat drei
Gesichter: Der moderne Fischereiha-
fen mit seinen Hallen und Reparatur-
betrieben, die Café, Restaurant- und
Douarnenez
Ü XV/C3
Schon die Römer ließen sich von hier
mit Fischspezialitäten versorgen. Für
sie war Douarnenez nicht nur als
Schutzhafen südlich der schwierigen
Passage über den Ärmelkanal nach
Britannien geschätzt, sondern hier
ließen sie auch ihr im ganzen Reich
hochgeschätztes „Garum“ herstellen,
eine würzige Fischpaste zum Verfei-
nern von Speisen.
Die günstige, sturmgeschützte Lage
an einem fischreichen Gewässer ließ
Douarnenez im Laufe der Jahrhunder-
te zu einem der wichtigsten Fische-
reihäfen Frankreichs werden (heute
auf Platz 6).
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