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chen Schiffe sicher durch die navigato-
risch extrem schwierigen Gewässer
der Westbretagne zu führen. Die
Steuererleichterungen haben sich so-
gar ohne König bis heute gehalten.
„Qui voit Molène voit sa peine“.
Hier im gefährlichsten Seegebiet Euro-
pas hat jede Insel ihren Warnspruch:
„Wer Molène sieht, sieht seine Lei-
den“. Genau wie auf Ouessant gehör-
ten Schiffbruch und Tod durch Ertrin-
ken schon immer zur Inselgeschichte,
nicht zuletzt deshalb, weil die Männer
von Molène, im Gegensatz zu denen
von Ouessant, immer schon Fischer
waren. Molène besitzt einen relativ
geschützten Naturhafen, der nur bei
starkem Nordwind unruhig wird. Doch
Nordwind ist hier recht selten, die
Stürme kommen in der Regel aus Süd-
west bis Nordwest.
Die Lebensgrundlagen der 80 Insel-
Familien bilden der Fischfang, Dienst
in der Marine oder der Handelsschiff-
fahrt, Schafzucht und im Sommer ein
wenig der Tourismus. Als bürokratie-
gewohnter Festlandeuropäer wird man
nachdenklich, wenn man erfährt, dass
es auf Molène keine bürokratisch er-
fassten Grundstücksgrenzen gibt, kei-
ne Grundbucheintragungen und den-
noch keinen Streit, wie der Bürger-
meister versichert. Das Aufeinander-
angewiesensein auf diesem kleinen,
sturmgewohnten Eiland hat eine So-
zialgemeinschaft mit einer starken
Solidarität geprägt, die auf dem Fest-
land ihresgleichen sucht.
Ihre Andersartigkeit drückt sich so-
gar in der Tageszeit aus: Auf Molène
geht die Uhr eine Stunde nach. Wie
in England wird hier die Tageszeit nach
der GMT (= U.T.) festgelegt. Die Ein-
wohner nennen dies ihre natürliche
Sonnenzeit und erreichen damit, dass
die Sonne tatsächlich zur Mittagszeit
gegen 12 Uhr im Zenit steht, während
dies z.B. in Bonn nach unserer Som-
meruhrzeit erst gegen 13.30 Uhr der
Fall ist.
Rund um die Insel folgt ein ca. 6 km
langer Fußweg der Küste. Mit etwas
Geduld und Glück ist es möglich, von
einem Uferfelsen an der Westküste
aus Seehunde oder auch Delfine zu
sehen. Fernglas nicht vergessen! Lei-
der werden Sie während der Inselum-
rundung aber auch entdecken, dass
der Müll an der Küste verbrannt wird,
obwohl die Insel zum Parc Naturel Ré-
gional d'Armorique gehört.
Sollten Sie zufällig bei Springzeit
(Voll- oder Neumond) auf Molène
sein, so ist es möglich, mit einem Füh-
rer bei Niedrigwasser zur 2 km südlich
gelegenen Vogelschutzinsel Triélen
zu wandern. Auskunft darüber erteilt
das Bürgermeisteramt (Mairie) am
Hafen.
Falls die Tide einen solchen Ausflug
nicht zulässt, können Sie dennoch ei-
nen Blick auf die Molène umgeben-
den kleinen Inseln (Bannec und Ba-
lanec im Nordwesten, Triélen im Sü-
den, Quéménès und Béniguet im Süd-
osten) werfen: Auf dem 25 m hohen
Inselgipfel steht der 1980 außer Dienst
gestellte Marinebeobachtungsturm
(Sémaphore), von dessen oberer Etage
man in 40 m Höhe einen wunderba-
ren Ausblick über das gesamte Archi-
pel genießt, sofern nicht gerade Nebel
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