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St-Malo
Wirtschaftlich waren die Malouins
schon immer vom Meer abhängig. Fi-
scherei und der Handel (oft mit über-
seeischen Ländern) waren die Grund-
pfeiler des Reichtums der Stadt. Die
Seeleute des Freihafens befuhren alle
Weltmeere von Neufundland über
Amerikas Küsten bis Indien und China.
Problematisch wurden diese Han-
delsbeziehungen nur in Kriegszeiten,
doch die Malouins wussten Rat. Aus-
gestattet mit königlichen Kaperbriefen,
widmeten sie sich in diesen Zeiten der
Seeräuberei, bezeichneten sich aller-
dings selbst vornehmer als Korsaren
oder Freibeuter. Aus dieser Epoche
gingen so schillernde Figuren wie Por-
con de la Bardinais (1639-1665), René
Dugay-Trouin (1673-1736) und Robert
Surcouf (1773-1827) hervor, die im
20. Jahrhundert in bester Hollywood-
manier zu Helden zahlreicher Mantel-
und-Degenfilme wurden. Ihre Unter-
nehmungen, zu denen auch der wenig
rühmliche Sklavenhandel gehörte,
brachten aber nicht nur Ruhm, son-
dern auch erheblichen Wohlstand mit
sich. Diejenigen, die das risikoreiche
Geschäft überlebten, wie Surcouf, ge-
langten zu großem Vermögen. Noch
heute zeugen die herrschaftlichen
Reederhäuser in St-Servan von diesem
Wohlstand.
Während die starken Befestigungs-
anlagen über Jahrhunderte den histo-
rischen Ereignissen trotzten, war ihre
Stunde gegen Ende des Zweiten
Weltkrieges gekommen. Nach der al-
liierten Landung verschanzten sich die
deutschen Truppen Anfang August
1944 innerhalb der Stadtmauern. Ein
Ü III/C1
Ursprung der Stadt, die laut der Touris-
muswerbung auf eine „ruhmreiche
Vergangenheit“ zurückblickt, war die
gallo-römische Siedlung Aleth, die auf
einer Halbinsel dem heutigen Stadtteil
St-Servan vorgelagert war. Lange
schützte die strategisch günstige Lage
die Bewohner vor Eindringlingen.
Im 6. Jh. begann der walisische
Mönch Maklou, dessen Name im
Französischen zu Malo wurde, mit der
Missionierung der Einwohner.
Allmählich begann die Siedlung zu
wachsen und sich aufs benachbarte
Festland auszudehnen. Der Schutzheili-
ge und damit Namensgeber des neuen
Stadtteiles wurde der Heilige Servan.
Im 12. Jh. verstärkte sich der Druck auf
die Siedlung durch Überfälle der Nor-
mannen immer mehr. Die nördlich ge-
legene Insel, heute Intra Muros, schien
den nötigen Schutz zu bieten. 1142 sie-
delte auch der Bischof auf die Insel
über (schließlich befand sich dort auch
das Grab Maklous ) und errichtete einen
Dom. In den folgenden Jahren begann
der Bau einer mächtigen Wehrmauer,
die der Stadt, jetzt St-Malo genannt,
lange Zeit Sicherheit und Unabhängig-
keit bot. Weder die Kriege zwischen
England und Frankreich noch die ersten
Jahre der Hugenottenkriege konnten
die Stadt in Mitleidenschaft ziehen. Un-
ter dem Wahlspruch „Ni Français, ni
Breton, Malouin suis“ (weder Franzose
noch Bretone, sondern Einwohner
St-Malos bin ich) erhielten sie sich fast
vier Jahre lang den republikanischen
Status.
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