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Cancale
Dieser scheinbare Reichtum des
Meeres ließ die Fischer aber unbe-
kümmerter werden. Bereits im 18. Jh.
sank der Ertrag pro Jahr aufgrund ex-
tremen Überfangens rasch. Regeln
und Strafmaßnahmen wurden darauf-
hin erlassen. Niemand durfte von nun
an Austern fangen, wann er wollte,
sondern musste bestimmte Zeiten ein-
halten. So entstand die „Caravane“,
der Fang der Austern mit oft über 200
Booten.
1920 kam es zur Katastrophe. Sozu-
sagen über Nacht wurde die Austern-
population von einer Epidemie heim-
gesucht, Experten sprechen von einer
Verpilzung der Bestände. Fast die ge-
samte Nachzucht brach zusammen.
Glück im Unglück brachte die Tatsa-
che, dass auch im Golfe du Morbihan
Austern gezüchtet wurden. Jungtiere
konnten von dort herübergeholt und
in der Bucht aufgezogen werden.
Heute finden sich in der Bucht Aus-
ternbänke von über 400 ha Größe,
die maschinell überwacht und geern-
tet werden. Als leicht verderbliche Wa-
re muss der schnellen Verarbeitung
besondere Beachtung geschenkt wer-
den. Zu diesem Zweck wurde das Gü-
tesiegel IFREMER eingeführt, das gute
Qualität verspricht.
Ü III/D1
14 km östlich von St-Malo liegt der Ort
am Meer, dem er auch seine Bedeu-
tung verdankt. Cancale und das Meer,
genauer die Austern, dies sind Begrif-
fe, die seit Jahrhunderten untrennbar
miteinander verbunden sind.
50 m oberhalb der Uferlinie liegt das
Zentrum der Stadt, in unmittelbarer
Nähe befindet sich der Hafen Port de
la Houle. Von hier aus zogen früher
die Neufundlandfischer aufs Meer
hinaus. Meist verging ein halbes Jahr,
ehe die Fischer zu ihren Familien
zurückkehrten. Das soziale Leben wur-
de völlig den Frauen überlassen, deren
Einfluss zu einer Art matriarchalischer
Gesellschaft führte. Das harte Leben
der Fischer kommt auch in ihren klot-
zig wirkenden Granithäusern, oft
weiß getüncht, zum Ausdruck.
Heute wird der Ort mehr und mehr
zum Seebad, besitzt aber auch noch
den leicht verträumt wirkenden Cha-
rakter des kleinen Fischerdorfes.
Cancale und die Austern. Seit Jahr-
hunderten gehört das Austernfischen
zu den Haupteinkommensquellen der
Gegend. Genau gesagt, verdankt der
Hafen sogar nur den Austern seine Exis-
tenz. Besonders begehrt ist die flache
Auster, die vom Boden des Meeres mit
Schleppnetzen abgehoben wird. In den
günstigsten Jahren konnten auf diese
Weise bis zu 20.000 t Austern einge-
bracht werden. Der starke Tidenhub in
der Bucht von Mont Saint-Michel und
der natürliche Planktongehalt des Was-
sers der Bucht ließen diese Austern zu
einer Berühmtheit werden.
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Sehenswertes
Port de la Houle. Der kleine Hafen
des Ortes hat auch heute noch etwas
von seinem einstigen Charakter behal-
ten. Fischerboote dümpeln auf dem
Wasser, laufen aus oder mit dem Fang
ein. Ein reges und doch nicht hekti-
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