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durch immer stärkeren Hass gegenüber
Merlin aufbaut. Ihre einzige Idee ist es, sich
seiner zu entledigen. Eines Tages paralysiert
sie ihn mit Hilfe der Magie, wirft ihn in ei-
nen Graben und verschließt diesen mit ei-
ner großen Steinplatte. Diese Version wur-
de im 20. Jahrhundert von Guillaume Apol-
linaire in seinem Werk „L'Enchanteur Pour-
rissant“ verarbeitet. Diese negative Darstel-
lung wurde im Laufe des Mittelalters von
der Kirche verbreitet, um so die legendären
Gestalten in der Öffentlichkeit ihrer Attrak-
tivität zu berauben und so den Zulauf zur
christlichen Kirche zu verstärken.
Morgane, ihr Name bedeutet „Aus dem
Meer geboren“, ist in den ersten Texten, in
denen sie erwähnt wird, eine Frau mit enor-
mer Macht. Möglicherweise ist sie gleich-
bedeutend mit Modron, der Muttergöttin
der Kelten. Sie besitzt außergewöhnliche
Kenntnisse, u.a. die Fähigkeit zu heilen. Ihr
Reich ist die sagenumwobene Insel Ava-
lon. Nach der letzten Schlacht gegen Mor-
dred wird der verletzte König Artus, ihr
Halbbruder, von Merlin nach Avalon ge-
bracht und von ihr gepflegt. Unter den Ap-
felbäumen der Insel ruht er nun, bis die
Zeit gekommen ist, die Größe der Breta-
gne wiederherzustellen.
Betrogen von ihrem Liebhaber Guyo-
mart, schwört Morgane allen Männern Ra-
che und beginnt diesen Feldzug gleich mit
der Gefangennahme von Guyomart im Tal
ohne Wiederkehr (Le Val sans Retour). Je-
der Mann, der jemals seiner Dame untreu
gewesen ist, sei es auch nur in Gedanken,
soll hier für immer schmachten, wenn er
dieses Tal zu durchqueren versucht. Sicher-
lich hat es so manchen erwischt. Eines Ta-
ges gelingt es Lancelot, nachdem er zahl-
reiche Hindernisse (Drachen, böse Riesen,
einen Fluss aus Feuer) überwunden hat, bis
zu ihrem Schloss vorzudringen. Dank sei-
nes magischen Ringes, den er von Viviane
erhalten hat, kann er die Gefangenen end-
lich befreien.
Je nach dem Text variiert die Gestalt
Morganes von der Muttergöttin bis zur
schrecklichen Giftmischerin. Ihre Erschei-
nung wird im Laufe des Mittelalters immer
negativer dargestellt, ähnlich wie Merlin
und Viviane. Auch dies zeigt eine gezielte
Taktik der Kirche, den Morgane-Kult zu hin-
tertreiben.
Die Artussage
Im Werk des britischen Historikers Nen-
nius „Historia Britonum“, um 800 n.Chr.,
findet sich die erste bekannte Erwähnung
König Artus'. Im 12. Jahrhundert datiert Ge-
offrey von Monmouth in der „Historia Reg-
num Britanniae“ den Beginn von Artus'
Herrschaft auf das Jahr 505 n. Chr. Er führte
die Briten gegen die Angelsachsen und be-
siegte sie. Schließlich, so berichtet die Le-
gende mittelalterlicher Texte, soll er Irland,
Gallien und das gesamte Britannien erobert
haben. Merlins Rat zufolge organisierte er
die Tafelrunde, einen Zusammenschluss
von insgesamt 12 Rittern und ihm. Diese
Zahl 13 wurde später von der Kirche als
Symbol für die Stationen des Kreuzigungs-
weges Christi und die Allmacht Gottes in-
terpretiert. Die Besonderheit der Tafelrun-
de besteht in dem sprichwörtlichen runden
Tisch, der die Gleichrangigkeit aller Mitglie-
der, auch des Königs, widerspiegelt. Das
Ziel der Gruppe war die Suche nach dem
heiligen Gral, einem Symbol für Vollkom-
menheit, das später dann vom Christentum
übernommen wurde.
Während eines Krieges auf dem Festland
bemächtigte sich Artus' Neffe Mordred
des Thrones und seiner Frau Guinevere.
Artus kehrte zurück (542 n. Chr.), tötete
Mordred, wurde dabei selbst verletzt und
nach Avalon gebracht (s.u. „Morgane“).
Seitdem verbreitete sich das Unglück (Krie-
ge, Armut) über die Bretagne. Der Legen-
de zufolge wird der Zauberer Merlin, sein
Freund und Berater, eines Tages mit dem
Klang seiner goldenen Harfe Artus' Rück-
kehr ankündigen. Die Bretagne wird dann
endlich ihre vergangene Größe wiederer-
langen.
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