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Brocéliande
zum Schutz vor der Macht des Teufels so-
fort getauft wurde, zeigte schon rasch
außergewöhnliche Fähigkeiten. Er schaute
in die Vergangenheit und die Zukunft,
konnte sein Aussehen beliebig verändern,
sogar Tiergestalt annehmen und kannte Be-
gebenheiten, ohne selbst dabeigewesen zu
sein. Im Laufe der Zeit wurde er Vertrauter
von König Uther und später Freund und Be-
rater von dessen Sohn Artus.
Eines Tages ruhte Merlin sich in Gestalt
eines Jünglings am Brunnen von Barenton
aus. Hier traf er ein schönes junges
Mädchen, Viviane, die Tochter des Schloss-
herren von Comper. Entzückt von Merlin
und seinen Fähigkeiten, er ließ z.B. für Vivi-
ane einen herrlichen Garten mit Musikbe-
rieselung erscheinen, ließ sie sich auf wei-
tere Treffen mit ihm ein. Eine innige Liebe
entstand. Mit der Zeit ließ sich Merlin er-
weichen, ihr seine magischen Fähigkeiten
beizubringen. Er schenkte ihr auch ein
Schloss am Grund des Sees von Comper, in
dem sie das Waisenkind Lancelot, der spä-
ter zu einem der berühmtesten Ritter der
Tafelrunde werden soll, erzog. Merlin und
Viviane lebten viele Jahre glücklich mitein-
ander in ihrem märchenhaften Schloss, bis
zu dem Tag, an dem sie das letzte Geheim-
nis von ihrem Liebhaber erlernte, die Fähig-
keit, einen Mann in einem Gefängnis zu
halten, mit nichts als undurchdringlichen
Mauern aus Luft. Während Merlin schläft,
wiederholt Viviane das magische Ritual
und macht ihn so zu ihrem Gefangenen für
die Ewigkeit.
In einigen Texten des Mittelalters wird
darauf verwiesen, dass Merlin sich hätte be-
freien können, dies aber nicht tat, weil ihn
das Liebesgefängnis scheinbar nicht zu
sehr schreckte. In anderen Erzählungen
werden die beiden in recht negativem Licht
dargestellt. Merlin als Mann, der von sei-
nem Vater die Eigenschaft geerbt hat, dem
weiblichen Geschlecht sehr zugetan zu
sein, und Viviane als Frau, die Magie ein-
setzt, um sich von diesem Lüstling zu be-
freien, oder die nur vorgibt, ebenfalls Gefal-
len an der Sexualität zu finden, und da-
Brecheliant
Dunt Bretun vunt souvent fablant
Une forest mult lunge et lee
Ki en Bretaigne est mult loee ...
( Robert Wace , 12. Jh.)
Brocéliande, der Hintergrund vieler breto-
nischer Märchen, ist ein sehr langer und
breiter Wald, der in der Bretagne sehr
gerühmt wird.
Der Wald von Brocéliande, heute als
Forêt de Paimpont bekannt, wurde von
den Dichtern des Mittelalters, u.a. Robert
de Boron , Chrétien de Troyes und Wolfram
von Eschenbach , als Schauplatz der Aben-
teuer König Artus, der Ritter der Tafelrun-
de, der Liebe zwischen Merlin und Viviane
und der Machenschaften der Fee Morgane
besungen.
Die 7000 ha Wald, die den Ort Paim-
pont heute umgeben, sind die Überreste
des riesigen Waldgebietes, das früher die
gesamte innere Bretagne bedeckte. Die
zahlreichen Gewässer, Brunnen, Teiche
und Bäche haben das Gebiet schon in der
Antike zum Zentrum druidischer Kulte wer-
den lassen. Die Bedeutung des Wassers für
den heidnischen Kult wurde später von der
christlichen Kirche der Einfachheit halber
übernommen und ausgenutzt. Ein Beispiel
bietet die Kapelle neben der Fontaine de
Barenton, die in zahlreichen Texten des
Mittelalters erwähnt wird, aber heute leider
vollständig verschwunden ist.
Wer war nun aber der Zauberer Merlin?
In grauer Vorzeit hatte der Teufel ein Auge
auf eine Jungfrau geworfen, deren Beicht-
vater ihr nahelegte, zum eigenen Schutz all-
abendlich ein Gebet zu sprechen, um
nachts nicht vom Teufel besucht zu wer-
den. Eines Abends kam es zum Streit mit
der Schwester, das Gebet war vergessen,
dem Teufel somit Tür und Tor geöffnet.
Kaum war das Mädchen eingeschlafen,
legte sich der Teufel zu ihr und zeugte un-
bemerkt ein Kind - Merlin. Das Kind, das
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