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schützten Seite Gravuren trugen, ist
bekannt, dass Witterungseinflüsse
schon innerhalb eines halben Jahrhun-
derts Einmeißelungen zerstören kön-
nen. Dennoch gibt es auch heute
noch auf besonders hartem Stein und
dann meist auf der windabgewandten
Seite (Ost) auf einigen Menhiren sol-
che Gravuren. Als Beispiel seien hier
die Menhire bei Le Manio/Carnac ge-
nannt, auf denen 5 Schlangen(-linien)
zu erkennen sind. Auf Menhiren bei
Saint-Denec/Porzpoder finden sich
Äxte und bei Kermarquer/Moustoirac
zwei Krummstäbe in Stein.
Jüngeren Datums sind Versuche der
katholischen Kirche, durch Einmeißeln
christlicher Symbole die Kultstätten
umzudefinieren, um so den Glauben
der Menschen von den alten Göttern
wegzuführen. Besonders eindrucksvoll
ist in diesem Zusammenhang der
christianisierte Menhir von St-Uzec bei
Pleumeur-Bodou. Mancherorts wur-
den Megalithen aus diesem Grund in
den Bau christlicher Kapellen inte-
griert wie z.B. in der Krypta der Cha-
pelle des Sept Saints (Kapelle der Sie-
ben Heiligen) von Le Vieux-Marché.
Zur ursprünglichen Bedeutung der
Menhire gibt es sehr verschiedene,
zum Teil recht fantasievolle Hypothe-
sen. Sichere Aussagen sind trotz inten-
siver archäologischer Forschung bis
heute nicht möglich. Bei der Deutung
bereiten die einzeln stehenden Menhi-
re die größten Schwierigkeiten. Da be-
kannt ist, dass in allen frühen Kulturen
Fruchtbarkeitsriten eine große Rolle
spielten, liegt es nahe, den Menhir als
ein phallusähnliches Fruchtbarkeits-
symbol aufzufassen. Diese Deutung
wird auch dadurch bestärkt, dass es
verbürgte Berichte gibt, nach denen
bis ins 19. Jahrhundert hinein frisch
vermählte oder ältere kinderlose Ehe-
paare ihre Körper nachts an Menhiren
rieben, im festen Glauben an eine
fruchtbarkeitsfördernde Wirkung.
Die Deutung des Menhirs als Grab-
stein ist stark umstritten, da nur in Ein-
zelfällen Funde, die auf Grabbeigaben
hindeuten, in unmittelbarer Nähe auf-
tauchten. Zudem sind Knochenfunde
die Ausnahme, wenngleich sich dies
leicht chemisch erklären ließe. Auf-
grund des sauren Bodens der Breta-
gne lösen sich Knochen sehr rasch auf.
In Küstennähe indessen, wo alkali-
scher oder sandiger Boden vor-
herrscht, der nur geringe Einwirkun-
gen auf Knochen hat, konnten einige
neolithische Knochenfunde gemacht
werden (z.B. bei St-Pierre Quiberon).
Zum 20 m großen, zerbrochenen
Menhir von Locmariaquer gibt es die
ebenfalls recht umstrittene Vermu-
tung, es habe sich um den Zentralstein
eines Peilsystems gehandelt, bei dem
der große Menhir über kleinere Steine
aus unterschiedlicher Entfernung und
in unterschiedlichen Höhenwinkeln
angepeilt werden konnte, um so be-
stimmte Richtungen auf Sonne, Mond
oder Sterne zu bestimmen. Eine sol-
che Deutung, wie sie z.B. in Bezug auf
den Steinkreis von Stonehenge (Süd-
england) inzwischen anerkannt ist, er-
scheint für diesen Menhir aber sehr ge-
wagt, da im Umkreis von 10 km etwa
4000 Menhire teilweise regelmäßig
(bei Carnac), teilweise unregelmäßig
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