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beantworten kann, der bereit ist, zu lernen, der immer tut, was man ihm sagt. Ist
das der Bezug?«
»Was Euer Ehren sagen, ist korrekt. Ih mohte den Namen, weil ih ein sehr dis-
ziplinierter Junge sein wollte, der seine Lehrer respektiert, der gute Taten voll-
bringt.«
Duh ist auh vor Geriht ganz der Mustershüler. Gäbe es ein Benotungssystem
für Angeklagte - er häte in jedem Punkt eine Eins verdient. Wohl nie gab es einen
Kriegsverbreher, der so ofensiv seine tiefe Reue gezeigt hat wie Duh. Bei einer
niht öfentlihen Begehung der Massengräber, die unter den Namen »Killing
Fields« berühmt wurden, briht er in Tränen aus und leht einen anwesenden Zeu-
gen, einen Überlebenden des Lagers, um Vergebung an. Doh der, so berihtet es der
Pressespreher des Tribunals, antwortet bloß, dass er noh immer die Shreie höre,
er könne niht vergeben. Duh verweigert kein einziges Mal die Aussage, seine Ant-
worten sind immer präzise und ershöpfend, er ist mit den Prozessakten vertraut
und verblüft das Geriht, wenn er fünfstellige Dokumentennummern aus dem
Gedähtnis aufrut. Ih kann mih niht des Eindruks erwehren, dass ihm der
Prozess in einer gewissen Weise Spaß maht. Er gefällt sih in der Rolle des Wis-
senden, des Erzählers, dem alle zuhören.
Ih inde ihn in gewisser Weise sympathish. Das soll niht heißen, dass ih ihm
wünshe, er solle ohne Strafe davonkommen. Mein Eindruk von ihm steht zumind-
est aber in krassem Gegensatz zu den Zeitungsberihten aus Deutshland. In diesen
Texten stelle ih eine relexhate Empörung fest. Der »Spiegel« bezeihnete Duh als
»kühlen Exekutor«, der »keine Shuld« fühle. Wahrsheinlih gibt es das Bedürfnis,
einen Menshen, der getan hat, was Duh tat, als quasi nihtmenshlihes Wesen
darzustellen. Die Vorstellung, dass Duh genauso ist wie wir, dass auh er eine Mut-
ter hat, dass auh wir zu dem imstande sein könnten, wozu Duh imstande war, ist
zu beängstigend. Und es gibt kaum einen europäishen Zeitungsberiht, in dem
niht Parallelen zu Aushwitz gezogen werden. Der »Spiegel« shreibt, es gebe
Spekulationen, dass Duh sih von Adolf Eihmann inspirieren ließ - das sind niht
nur Spekulationen, sondern shliht wilde Phantasien. Eine italienishe Zeitung
drukte gar ein angeblihes Interview mit Duh, in dem ihm in den Mund gelegt
wird, er habe seine Gefangenen »durh Arbeit vernihten« wollen. Das kann nur
eine Lüge des Journalisten sein - in Duhs Gefängnis waren die Gefangenen an-
geketet, sie konnten sih kaum bewegen - wie sollten sie da arbeiten? Es ist, als
würden die Toten für den Westen erst dann beklagenswert, wenn ihnen das Prädikat
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