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Khmer Rouge anshloss. Die Rihter sind überrasht - zunähst ist niht klar, war-
um er das will. Doh sie lassen ihn gewähren.
Duh spriht frei, ohne in seinen Aktenordner zu bliken. Es ist eine lange
Erklärung voller Daten und Namen, es ist ofensihtlih, dass er sie in seiner Zelle
vorbereitet hat. Er erzählt von seinem Entshluss, sein bürgerlihes Leben hinter
sih zu lassen und sih der Revolution anzushließen, erzählt, wie der Abt einer Pa-
gode, den er um Rat fragte, ihn in seinem Vorhaben unterstützte. Wie er sih von
seinen Eltern verabshiedete, wie sie weinten, wie sein Vater ihm ein Glüksarm-
band umband, wie ihm seine Shulfreunde eine Armbanduhr zum Abshied shenk-
ten.
Es sind persönlihe Erinnerungen, sie haben nihts mit der Frage des Rihters zu
tun, sind irrelevant für das Verfahren, irrelevant für die Historiker, irrelevant für
die Journalisten auf der Besuhergalerie.
Er sheint klarstellen zu wollen, dass er sih niht der Revolution angeshlossen
habe, um zu morden, er sheint betonen zu wollen, dass er ein Mensh und kein
Monster ist. Niemand unterbriht ihn.
Dann erzählt er vom 25. Dezember 1967, dem Tag, an dem aus dem Mathem-
atiklehrer Kiang Guek Eav der Revolutionär Duh wurde, der Tag, an dem er der
Fahne der Kommunistishen Partei Kambodshas die Treue shwor. Beim Erzählen
hebt er noh einmal die rehte Hand zum Shwur, er sagte, er werde aufrihtig zur
Partei, der Klasse und dem Volk Kambodshas sein, ihnen ohne Angst dienen und
der Partei jedes Opfer bringen - sein Leben lang. Nah dem Shwur wurde er aufge-
fordert, einen neuen Namen zu wählen. Er sagt, jetzt hier in der Gegenwart: »Ih
wähle Duh.« Vielleiht sieht er vor seinem inneren Auge noh einmal die rote
Fahne mit Hammer und Sihel, vielleiht spürt er noh einmal die Anwesenheit der
Guerillakämpfer, die ihn in ihre Reihen aufnehmen. In Wirklihkeit sind um ihn
herum nur das Neonliht des Gerihtssaals und sehs Rihter.
Der Rihter Lavergne hat das Wort. Er befragt den Angeklagten: »Hate dieser
Name eine spezielle Bedeutung?«
Er antwortet: »Als ih in der Grundshule war, da war ein Buh, in dem stand:
›Der Lehrer sagt Duh, er solle aus dem Buh vorlesen‹ - da war auh eine Skizze
dazu. ›Duh steht auf, er hält seine Hände gerade und sein Kopf blikt nah vorn; er
liest klar und genau.‹ Es war ein guter Name.«
Rihter Lavergne hakt nah: »Der Bezug ist ein Student, ein Shüler, der beson-
ders diszipliniert ist, besonders hörig, der immer Fragen, die ihm gestellt werden,
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