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In einer dunklen Eke des Innenhofes, zwishen zwei Mangobäumen, stand das
humneang pteah - der Shrein für den Geist des Hauses. So gut wie jedes Gebäude
in Kambodsha hat so einen. Meistens ist es ein kleines buntes Häushen, das auf
einer Stelze steht und ein bisshen wie ein deutshes Vogelhäushen aussieht - nur
bunter. Sreykeo legte das Brathuhn in das Haus, entzündete ein paar Räuher-
stäbhen, betete zu der tevada und dankte ihr aufrihtig, dass sie ihr in der Dush-
kabine die Lotozahlen verraten habe.
Wir gingen danah ein bisshen spazieren und liefen keine zehn Minuten später
noh mal an dem Shrein vorbei: Das Huhn war weg.
»Ein sehr hungriger Hausgeist!«, sagte ih.
»uatsh«, erwiderte sie. »Eine tevada hat niemals Hunger! Natürlih hat sih
einer der Wahleute das Huhn geshnappt.«
Ih dahe, nun sei sie wütend und werde zu den Wahleuten gehen und verlangen,
dass sie dem Hausgeist sein Huhn zurükgeben. Aber sie war sehr zufrieden so: Der
Hausgeist war zufrieden und die Kinder des Wahmannes haten am Abend ein
Brathuhn zu essen. Das konnte uns ja nur Glük bringen.
Natürlih hat niht nur das Kantha-Bopha-Krankenhaus einen Hausgeist. Unser
eigenes Haus hat auh einen. Der wohnt allerdings niht in einem Vogelhäushen,
sondern in einem hinesishen Ahnenshrein. Mit uns zusammen wohnen auh ein
Cousin, ein Bruder und eine Shwester meiner Frau, und wenn sih die Familie mor-
gens zähneputzend in der Kühe begegnet, bemerkt regelmäßig einer, die tevada
habe ihm im Traum die Lotozahlen verraten. Und - zak: Minuten später sind sie
in einer dunklen Seitengasse vershwunden.
Wer nah Kambodsha heiratet, wird es mit einem ganzen Zoo von spirituellen
Wesen zu tun bekommen. Die tevada sind davon noh die freundlihsten. Meine er-
ste Konfrontation hate ih mit einem neak ta. Das war bei meiner ersten Reise nah
Kambodsha. Damals hate ih meine heutige Frau gerade erst kennengelernt und
besuhte mit ihr zusammen ihre Familie auf dem Land. Wir wohnten für ein paar
Tage im Stelzenhaus ihres Onkels. In der ersten Naht bekam ih furhtbare Bauh-
shmerzen und verbrahte die Zeit bis zum Morgengrauen in den Reisfeldern
hokend, unter einem wunderbaren Sternenhimmel. Am nähsten Morgen stand die
Familie um mih herum, den auf dem Boden in Embryostellung gekrümmten West-
ler. Ihre Diagnose erfolgte sofort: Ih war der erste Weiße, der sie in ihrem Dorf be-
suhen kam. Und als solher dem örtlihen Erdgeist, neak ta genannt, etwas sus-
pekt. Da ih mih niht ordnungsgemäß bei ihm vorgestellt hate, war ih mit einer
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