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der Shaltung herumtrete. Mein Selbstbewusstsein ist dahin. Den Weg zurük fahre
ih wieder mit nassen Händen auf kleinen Seitenstraßen.
Dann passiert es: Ih muss eine große Straße überqueren.
Keine leihte Übung. Auf eine Lüke im Verkehr zu hofen, ist völlig aussihtslos.
Statdessen muss man warten, bis sih neben einem genug andere Motorroller an-
gesammelt haben. Denn zum Überqueren einer großen Straße aus einer Seiten-
straße heraus ist eine gewisse kritishe Masse notwendig. Es müssen sih genug an-
dere Fahrer zusammeninden und sih gemeinsam in den Verkehr der Hauptstraße
wagen, um ihn kurz anhalten zu können. Doh an diesem Abend warte und warte
ih, niemand möhte mit mir über die Straße, und es beginnt bereits, dunkel zu wer-
den. In einer Kurzshlusshandlung stürze ih mih in den Verkehr, ein SUV
shneidet mih, ih weihe hektish aus, lande für einen Moment miten im Gegen-
verkehr und blike entsetzt in die Sheinwerfer eines auf mih zurasenden Lastwa-
gens. Am nähsten Tag fahre ih wieder im ersten Gang um den Blok.
Nah zwei Wohen kann ih mih einigermaßen angstfrei mit dem Motorroller
durh Phnom Penh bewegen. Und ih beginne, mehr über die unausgesprohenen
Verkehrsregeln Asiens zu lernen. Eine Annahme der Chaostheorie besagt, dass sih
in der Abwesenheit aller Gesetzmäßigkeiten unweigerlih neue Gesetzmäßigkeiten
herausbilden. So ist es auh im asiatishen Straßenverkehr: Da sih hier niemand an
die Verkehrsregeln hält, bilden sih neue, ungeshriebene Regeln. Nehmen wir das
Linksabbiegen als Beispiel. So haben wir es in der Fahrshule gelernt: Spiegel,
Blinker, am rehten Rand der Spur einordnen, dann in der Mite der Kreuzung auf
eine Lüke im Gegenverkehr warten und in einem möglihst weiten Bogen abbiegen.
Ganz wihtig: »Shul-dääää-bligg! Shuldäbligg net vergesse!«, wie mein hessisher
Fahrlehrer immer sagte. Doh alles, was man von deutshen Fahrlehrern gelernt hat,
kann hier zur tödlihen Falle werden.
Der Blik in den Spiegel lässt einen ratlos zurük: Man sieht immer eine Wand
aus Motosheinwerfern und Gesihtern mit Operationssaal-Mundshutz. Der
Blinker wird shliht ignoriert, er ist völlig bedeutungslos, jeder Zweite fährt hier
ständig mit eingeshaltetem Blinker. Shulterblik? Der maht nur dann Sinn, wenn
man davon ausgehen kann, dass in dem kurzen Moment, in dem man den Kopf her-
umwirt, einem niht plötzlih jemand auf der eigenen Spur entgegenkommt - was
hier eigentlih der Normalfall ist. Und wenn Sie dann in der Mite der Kreuzung
stehen und auf eine Lüke warten - viel Glük. Sie wird niht kommen. Statdessen
werden Sie den Verkehr auf der gesamten Kreuzung blokieren.
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