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Die Speisung der Mönhe, von denen nun einmal der größte Verdienst zu bekom-
men ist, ist Bestandteil fast jedes religiösen Festes. Meistens laufen diese Feierlih-
keiten ähnlih ab: Die Frauen des Dorfes stehen frühmorgens, meist noh im
Dunkeln, auf, kaufen Fleish und Gemüse auf dem Markt und kohen es gemeinsam
in großen Woks, die über halbierten Stahlfässern brutzeln, die als Feuerstellen dien-
en. Dann ziehen sie ihren besten Rok und weiße, mit Spitze und Perlen bestikte
Blusen an, weken die Männer, putzen die Kinder heraus und gehen mit ihnen zur
Pagode, wobei die ganze Familie Töpfe mit Essen, Frühten und Süßigkeiten trägt.
Im Tempel setzen sie sih im Meerjungfrauensitz auf den Boden, die Hände zum
Gebet aneinandergelegt. Die älteren Menshen sitzen ganz vorn bei er
Buddhastatue, die jüngeren hinten. An einer Seite der Halle sitzen die Mönhe in
einer Reihe, jeder im Lotussitz. Man überreiht ihnen Teller mit Essen, wobei jede
Familie jeden Teller gemeinsam übergibt - im wahrsten Sinne des Wortes: Jeder ber-
ührt mit den Fingern den Rand des Tellers, was ot zu viel Gedränge führt. Ein
ahar, eine alter, weiser Mann der Gemeinde, rezitiert über ein Mikrofon einen
meditativen Singsang in Pali, und der Rest der Gemeinde spriht ihm nah. Die
Mönhe sollen bei den Festen mit weltlihen Angelegenheiten niht konfrontiert wer-
den, sie sitzen in meditativer Ruhe in einer Reihe und rezitieren ebenfalls die Verse,
wobei das altindishe Pali für Buddhisten die gleihe Bedeutung hat wie das Latein
für Katholiken. Nahdem die Mönhe gegessen haben, essen auh die Laien zusam-
men.
Jedem, der in Asien lebt, wird die Shiksalsgläubigkeit der Asiaten aufgefallen
sein - ihr vages Gefühl, dass es für das eigene Leben ein abgeshlossenes Drehbuh
gibt, an dem sih nihts mehr ändern lässt. Man hat den Eindruk, dass die Zusam-
menhänge von Ursahe und Wirkung in Asien anders gestrikt sind als in den west-
lihen Kulturen.
Für uns im Westen ist ot die Klaglosigkeit shokierend, mit der Menshen in
Asien ihr Shiksal akzeptieren. In vielen ärmeren Familien zum Beispiel übernim-
mt die älteste Shwester die Rolle einer zweiten Muter für ihre jüngeren
Geshwister. Sie verzihtet auf eine Shulbildung und ot auh auf eine eigene Fam-
ilie und geht arbeiten, um den jüngeren Geshwistern eine Ausbildung zu inanzier-
en. Wir empinden das als ungereht - aber für die älteste Shwester ist es eben nur
ihr Shiksal, das sie zu tragen hat.
Wir Europäer sind regelmäßig entsetzt angesihts der Gefahren im asiatishen
Straßenverkehr - und sind dann überrasht über die Gleihgültigkeit, mit der die
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