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Nationalhymne ertönte, und das Publikum stand zu Ehren des Königs auf. Der Film
wirkte, als häten einige Shüler ihn mit dem Camcorder ihres Vaters aufgenommen.
Die Kostüme waren shrill und bunt, es gab unzählige Spezialefekte, die etwas un-
beholfen per Computer eingefügt worden waren. Die Geshihte shien keiner west-
lihen Vorstellung von ilmishem Aufbau oder dramaturgisher Gerehtigkeit zu
folgen. Sie handelte von einem Jungen, der ein Kalb besaß, das allerhand magishe
Fähigkeiten zu bieten hate: Es konnte sprehen, liegen, Essen herbeizaubern und
sih selbst verwandeln. Der Junge und das Kalb waren auf der Fluht vor
thailändishen Soldaten, die das Kalb für ihren König fangen wollten. Ein westlihes
Drehbuh häte nun folgenden Verlauf genommen:
Variante A: ein Happy End. Dank der Gewitztheit des Jungen und den magis-
hen Fähigkeiten des Kalbes entkommen sie den Verfolgern und reten die Nation.
Der Junge bekommt das Mädhen.
Variante B: eine Tragödie. Aufgrund seiner harakterlihen Fehler (Arroganz, Gi-
er, Überheblihkeit) verliert der Junge das Kalb an die hailänder und lebt danah
verbittert in der Einsiedelei. Er muss für den Rest seines Lebens über seine moralis-
hen Verfehlungen nahdenken.
Der tatsählihe Film folgte jedoh Variante C: einer kambodshanishen Le-
gende. Trotz magisher Fähigkeiten und einwandfreier Moral des Jungen werden
die beiden am Ende des Filmes festgenommen und vershleppt. Der westlihe
Zushauer sitzt verdutzt in seinem Kinosessel und weiß niht, was er von der
Geshihte halten soll.
Als das Liht wieder anging, rief meine Frau: »Das ist der Grund, warum Kam-
bodsha heute so arm ist!«
Damals hate ih keine Ahnung, was es mit diesem Film und der Aussage meiner
Frau auf sih hate. Das verstand ih erst, als ih bei eBay auf ein vergilbtes Buh
aus ostdeutsher Produktion stieß, in dem eine Sammlung kambodshanisher Le-
genden abgedrukt war. Ih hate eine Verilmung der Sage von »Preah Ko Preah
Keo« gesehen.
Das Kalb und der Junge waren beides Kinder der kambodshanishen Königin.
Preah Ko, das Tier, brahte den Kambodshanern mit seinen magishen Fähigkeiten
Essen, Musik, Kleidung, Arhitektur - nah der Legende war das Kalb die uelle
der kambodshanishen Kultur. Doh die Kambodshaner waren gierig und verri-
eten Preah Ko und den Jungen Preah Keo an die hailänder. Diese nahmen beide
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