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Krieg der Legenden
Leider sehen nur wenige Besuher Kambodshas den Tempel von Preah Vihear. Das
ist shade. Denn wer verstehen will, was die Ruinen der Khmer-Tempel für die Kh-
mer bedeuten, der sollte sih niht Angkor Wat ansehen, sondern Preah Vihear.
Genauer gesagt: Er sollte sih ansehen, was sih am Eingang zum Tempel abspielt.
Der Tempel steht am Rande einer ahtzig Meter hohen Klippe unmitelbar an der
Grenze zu hailand. Wer über deren Rand nah Süden blikt, sieht ein Meer aus
grünen Blätern - der kambodshanishe Urwald. Auh der Tempel selbst ist spek-
takulär: eine ahthundert Meter lange Anlage, gebaut entlang einer Nord-Süd-Ahse.
Über einen beshwerlihen Weg, über unzählige Treppen, durh Torbögen, die mit Re-
liefs aus Blumen und den Köpfen der neunköpigen Shlange naga verziert sind, über
eine von Stelen, Säulengängen und Höfen gesäumten Straße gelangt man shließlih
zu der Platform, auf der sih das Heiligtum befand: Als der Tempel im zwölten
Jahrhundert eingeweiht wurde, stand hier ein linga, ein steinerner Phallus, das Sym-
bol der hinduistishen Gotheit Shiva.
Wenn man die Treppen hinuntergeht, Rihtung Norden, weg von der Klippe, dann
bietet sih einem ein seltsamer Anblik. Neben einem Plasterweg steht ein großes
Shild, auf dem in weißer Shrit auf blauem Grund geshrieben steht: »I have pride
to be born as a Khmer«, einmal in English, einmal in Khmer. Dann, am Fuße der
Anlage, ersheinen zwishen den Bäumen Laufgräben und ein Bunker aus Sandsäk-
en; aus einer Öfnung starrt ein shweres MG. Neben den Bunkern liegen gelang-
weilte Soldaten in Hängematen und hören Radio, andere arbeiten in einem kleinen
Garten, ihre Sturmgewehre vom Typ AK-47 umgehängt. Eine Frau koht Essen in
einer Bambushüte, an deren Wänden B-40 Raketenwerfer aus hinesisher Produk-
tion lehnen. Niht weit davon sieht man zwishen den Sträuhern die Zelte ihrer
Gegner: thailändishe Soldaten. Der Weg führt zu einem vershlossenen Tor, das den
Grenzübergang nah hailand markiert. Es ist vershlossen. Davor wurden unzäh-
lige Rollen aus Staheldraht ausgerollt; es wirkt wie eine Heke aus Stahl. Seit Okto-
ber 2008 ist die Lage am Tempel Preah Vihear angespannt.
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