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die Grenzbeamten lassen sie am Flughafen ohne Visum einreisen - trotz ihrer
deutshen Pässe.
In Deutshland rükt die Geburt eines Kindes die Eltern in die Isolation: Alte Fre-
unde kommen niht mehr zu Besuh, weil sie denken, sie dürten niht mehr in der
Wohnung rauhen oder keine zotigen Anekdoten mehr erzählen. Man wird niht
mehr auf Partys eingeladen, und man erntet vorwurfsvolle Blike, wenn man mit
den lärmenden Kleinen in ein Restaurant geht: »Muss das sein?« In Kambodsha
dagegen sind Kinder die Eintritskarte zum sozialen Leben. Wenn man in ein Res-
taurant geht, kann man davon ausgehen, dass die Bedienung erwartungsvoll fragt,
ob sie auf das Baby aufpassen darf. Wenn ih zu einer Hohzeit, einer Geburtstags-
feier oder einem Abendessen eingeladen werde, weiß ih, dass die Einladung in
Wahrheit niht mir gilt, sondern meinen Kindern. Wer Kinder hat, zahlt meist weni-
ger auf dem Markt. Wenn ih keine Kinder häte, wäre ih für meine Nahbarn
niht mehr als ein weißes, notgelandetes Alien, das sih niht aus seiner klimatisier-
ten Kammer traut. Ih häte noh niht mal einen Spitznamen verdient. Da ih nun
aber gleih drei Kinder habe, bin ih für sie der Geko und voll integriert, obwohl ih
Büher lese.
Trotzdem: Eine Gruppe der Kambodshaner tut sih shwer, sih mit mir anzufre-
unden - die kambodshanishen Kinder selbst. Und das liegt niht nur daran, dass
ih anders bin. Warum verängstigt mein Anblik sie so? Eines Tages, nahdem ih
wieder völlig unbeabsihtigt ein Kind in die Tränen getrieben hate, fragte ih meine
Frau. Wie kommen die Kinder auf die Idee, dass ih sie aufessen würde? Sie erklärt
mir shulterzukend, dass die Eltern es ihren Kindern erzählen würden.
Das verunsiherte mih noh mehr. Erst dahte ih, meine Nahbarn würden die
Kinder warnen wollen - shließlih liest man in der Zeitung immer wieder
Geshihten über weiße Touristen, die kambodshanishe Kinder missbrauhen. Es
existiert durhaus ein gewisses Misstrauen gegenüber westlihen Männern, die sih
asiatishen Kindern nähern. Aber das war es niht. Meine Nahbarn misstrauten
mir niht - es war ihre Form von Humor. Sie fanden es einfah süß, wenn so ein
Knirps bei meinem Anblik in Tränen ausbrah und in die Arme seiner Muter ran-
nte. Aber das war noh niht alles - eine Teilshuld trift auh meine Tohter.
Ih stellte fest, dass sie keinerlei Bestrebungen zeigte, bei ihren Altersgenossen
den Mythos vom kinderfressenden weißen Geko zu entkräten. Im Gegenteil. Ein
erster Verdaht überkam mih, als sie mih darum bat, das Krokodil zu malen.
Wenn Rothana etwas will, sagt sie immer »Duhu, Pabba«. Ot muss ih dann etwas
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