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Jeder Tag verläut ähnlih: Die Männer fahren morgens das hart erarbeitete Fam-
ilienauto, meist einen Toyota Camry, aus dem Wohnzimmer (Wohnhäuser in asiat-
ishen Großstädten haben meist ein breites Tor an der Frontseite, sodass man das
Erdgeshoss tagsüber als Geshät und nahts als Garage nutzen kann) und parken
es vor dem Haus, die Frauen wishen ein paar Ölleken von den Fließen und gehen
dann zum Markt. Die Kinder fahren in der Straße Fahrrad, spielen das Flip-Flop-
Spiel, taushen »Power Rangers«-Sammelkarten oder spielen Fußball.
Fast häte ih gesagt, unsere Straße sei eine kleine Oase der Ruhe im Trubel der
Großstadt - aber von Ruhe, zumindest nah deutshem Verständnis, kann hier
keine Rede sein. Lassen Sie es mih so ausdrüken: Es ist ruhig, wenn mein Nahbar
niht gerade traurige Liebeslieder auf seinem Keyboard spielt. Wenn niht gerade
eine Hohzeit ist, für die man in der Regel eine Wand aus shwarzen Boxen aufs-
tellt, welhe die halbe Straßenbreite einnimmt. Wenn niht die Mönhe ihre Runde
mahen und ihre Gebete singen, bis jemand ein paar Geldsheine in ihre Reisshüs-
sel wirt. Wenn niht die Müllsammler kommen, die vor jedem Haus »äab djay«
rufen und auf einer quietshenden Gummihupe rumdrüken - sie sammeln kapute
Ventilatoren und leere Bierdosen und stehen außerdem im Ruf, die Flip-Flops vor
den Türen zu klauen. Es ist ruhig, wenn niht gerade der Brotverkäufer angeradelt
kommt, in Shlangenlinien, weil sein zershlagenes Fahrrad überladen ist mit
Körben voller warmer Baguetes, die einen seltsam süßlihen Nahgeshmak
haben. Er singt vor jedem Haus »pang, pang! pang, pang!«, das kambodshanishe
Wort für Brot. Es ist ruhig, wenn niht gerade einer der vielen Gebratene-Eier-
Verkäufer auf seiner Daelim angefahren kommt, die einen heißen Holzkohlegrill als
Beiwagen hat. Auf dem Grill brutzeln Hühnereier in ihrer Shale vor sih hin,
manhe bereits ausgebrütet. Ein Endlostonband verkündet über einen blehernen
Lautspreher die inoizielle Hymne Phnom Penhs, man hört sie an jeder Straße-
neke: »Pong moan ang psam krüang piseh mian rutshiat tshnguy-tshnagn!«
Heißt: »Gebratene Eier mit einer speziellen Zutat haben einen wohlriehend-leker-
en Geshmak.« Wenn also all dies niht eintrit, dann ist unsere Straße eine Oase
der Ruhe.
In dieser kambodshanishen Idylle falle ih natürlih auf - ih bin der einzige
Weiße. Bei uns in der Straße habe ih deshalb einen Spitznamen: Tshing-tshoh -
der Geko. Gekos sind, genau wie ih auh, bleih, dünn und haben große Augen.
Ih habe volles Verständnis dafür, dass die kambodshanishen Kinder mir ge-
genüber misstrauish sind. Niht nur, weil ih wie ein Geko aussehe. Ih plege zu-
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