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troknete Halme stehen. Die Autos auf den Straßen ziehen eine rote Wolke aus
Staub hinter sih her, der sih auf allem niederlässt: auf den Fenstersheiben, auf
der Tastatur des Computers, auf den Tellern. Alle Gegenstände, die niht ständig
benutzt werden, sehen nah ein paar Wohen aus, als häten sie jahrelang auf einem
Dahboden gelagert. Nah elf Uhr ist es so heiß, dass die Arbeit in einem Raum
ohne Klimaanlage praktish unmöglih ist. Dann bleiben nur zwei Dinge zur Wahl:
Fenster und Läden zu shließen und die Klimaanlage aufzudrehen. Oder sih bis auf
die Unterhose auszuziehen, vor einen Standventilator zu legen und zu shlafen, bis
es gegen Nahmitag wieder kühler wird. Die Kinder langweilen sih tödlih, denn
es ist viel zu heiß, um draußen zu spielen. Sie fragen alle zehn Minuten, ob sie
Fernsehen dürfen. Klingt das nah Spaß?
Dann, irgendwann gegen Ende April, kommt die Erlösung - der Regen. Wobei der
asiatishe Regen nihts mit deutshem Regen gemein hat. Zum einen regnet es in
der Regenzeit niht den ganzen Tag. Sondern nur ein, zwei Stunden am Nahmitag.
Zum anderen ist der Regen hier kein unmotiviertes Geniesel wie in Europa. Eher ein
shwerer grauer Samtvorhang, der sih über das Land senkt. Man sieht die Regen-
wolken über das Land ziehen, wie einsame, grimmige Giganten, den Regen hinter
sih herziehend. Eine Wand aus Wasser, die auf einen zukommt. Sie besteht niht
aus dünnen Fäden, sondern aus diken Tropfen, groß wie Murmeln.
Wenn die ersten Tropfen fallen, kommt mein zweijähriger Sohn die Treppe zu
meinem Arbeitszimmer heraufgerannt und trommelt an meine Tür: »Papa! Regen!
Papa! Regen!« Nahdem ih ihm die Tür aufgemaht habe, greit er mih
entshlossen an einem kleinen Finger, deutet auf die Balkontür, sagt noh mal »Re-
gen!« und blikt mih mit diesem Hofentlih-kapiert-er-es-endlih-Blik an. Weil
ih in der Regel an irgendetwas arbeite, versuhe ih ihn mit freundlihen Worten
wieder hinauszushiken. Das führt aber nur dazu, dass er anfängt, sih aus-
zuziehen. Meistens bleibt er dabei auf halbem Weg steken, hillos in sein Sweatshirt
verwikelt, was seine Verzweilung noh verstärkt: Draußen regnet es in Strömen,
und er stekt hier drinnen fest! Daraufhin fängt er an, loszuheulen wie eine
Autoalarmanlage. Arbeiten ist nun ohnehin niht mehr möglih. Na gut, ih tue ihm
den Gefallen, ziehe ihm die Kleider aus und shließe die Haustür auf. Er rennt vor
Freude brüllend in den Regen, meine Tohter hinterher. Ih bleibe im Hauseingang
stehen und blike in die fallenden Tropfen, zum einen, weil ih auf die Kinder
aufpassen muss, zum anderen, weil mih die Krat des Regens immer wieder
fasziniert. Von den Dähern stürzt das Wasser in armdiken Strahlen, die
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