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Um es kurz zu mahen: Ih habe die Fahrt auf dem Speedboat überlebt. Nah ein-
er Weile öfnete sih der Wald und gab den Blik frei auf eine typish kambodshan-
ishe Szenerie: Reisfelder bis an den Horizont, dazwishen verteilt Zukerpalmen,
grasende Wasserbüfel und irgendwo das leuhtende Dah eines buddhistishen
Tempels, einer Pagode. Ih fuhr weiter nah Phnom Penh und lernte dort meine Frau
Sreykeo kennen. Heute leben wir mit drei Kindern hier. Wenn die Kleinen shlafen,
shalte ih manhmal den Fernseher ein, und dann sehe ih hin und wieder auf
einem deutsh- oder englishsprahigen Sender eine Reportage über Kambodsha.
Die geht dann meistens so: Totale, eine Straßenszene in Phnom Penh, Menshen
mit Einkaufstashen und Motorroller. Weil man denen niht in den Kopf guken
kann, erklärt ein Spreher aus dem Of, was sie denken. Was nämlih auf den ersten
Blik wie Menshen aussieht, die vor allem ihre Einkäufe oder das Mädhen auf
dem Rüksitz im Kopf haben, sind in Wirklihkeit Kambodshaner, die ihr mal
wieder »von Kriegen zerrissenes« Land aufbauen. Wir erfahren, dass sie »versuhen
zu vergessen«, weil sie in der Zeit der Khmer Rouge »mindestens einen Vater oder
einen Bruder verloren haben« und davon »traumatisiert« sind. (Gern untershlagen
wird bei diesen Fernsehberihten, dass drei Viertel der Bevölkerung zu jung sind,
um auh nur die kleinste Erinnerung an die Zeit vor 1979 zu haben.)
Shnit, wir sehen rostigen Staheldraht, Innenaufnahmen des Vernihtungslagers
S-21 in Phnom Penh, die mit Shädeln gefüllte Stupa auf den »Killing Fields«, und
wir erfahren, dass hier Intellektuelle beziehungsweise »Menshen mit Brille« umge-
braht wurden. Dann Shnit auf die Müllkippe vor den Toren Phnom Penhs. Am
Ende ein Zeihen der Hofnung: ein westliher Künstler, der aus verrosteten
Kalashnikows abstrakte Skulpturen shweißt, und lahende Kinder in einem hrist-
lihen Kinderheim.
Wenn ih solhe Fernsehreportagen sehe, wird mir shleht. Ih will niht be-
haupten, dass es keine traurigen Dinge aus Kambodsha zu berihten gäbe. Was
mih aber wütend maht, ist der westlihe Blikwinkel, aus dem konsequent die Ver-
änderungen ignoriert werden, die das Land in den letzten Jahren durhlaufen hat.
Mih stört diese Arroganz, mit der die Kambodshaner auf eine Sammlung hilloser
Opfer reduziert werden.
Das Land hat sih in den letzten Jahren krass verändert. Das Speedboat ist heute
überlüssig, Laos und Kambodsha sind infolge der hinesishen Entwiklungshilfe
durh diverse Shnellstraßen verbunden, auf denen man bequem Rollshuh laufen
könnte.
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