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shwarzes Motorenmonster, aus dessen Inneren armdike, shwarz qualmende Aus-
puffrohre ragen. Heute müsste man mir eine Wafe an den Kopf halten, damit ih
mih noh einmal in eines dieser Dinger setze.
Wirklih einen ersten Eindruk von Kambodsha habe ih mir daher niht be-
wahren können. Nur das Shlingern und Stampfen des Bootes, Regentropfen, die an
das Visier meines Helmes klatshten und auf der Haut meiner Arme brannten -
und meine Angst. Aber das maht nihts, denn selbstverständlih hate ih damals
shon ein durh Fernsehdokumentationen und Zeitungsberihte gefestigtes Bild von
Kambodsha. Meistens kam in diesen Darstellungen mindestens einmal die Formu-
lierung »von Kriegen zerrissen« vor.
Kaum ein Land der Erde blikt in seiner jüngeren Geshihte auf eine derart
lange Reihe von Kriegen zurük: In den Sehziger- und Siebzigerjahren benutzten
die vietnamesishen Vietcong-Guerilla Kambodsha für die Organisation ihres
Nahshubs und als Rükzugsraum. In der Folge kam es zu einem Bürgerkrieg, in
dem nordvietnamesishe Truppen und kambodshanishe Kommunisten gegen die
Soldaten der kambodshanishen Republik sowie gegen südvietnamesishe und
amerikanishe Soldaten kämpten. Der Krieg endete mit dem Sieg der kambod-
shanishen Kommunisten, der Khmer Rouge, im Jahr 1975. In einer Mishung aus
Verzweilung und Größenwahn evakuierten die Kommunisten innerhalb weniger
Tage die Städte Kambodshas, um ihre Bevölkerung zum Bau von Bewässerungsan-
lagen aufs Land zu shiken. Während dieses sozialen Experiments starb in kaum
mehr als drei Jahren ein Viertel der Bevölkerung. Gleihzeitig atakierten die Kh-
mer Rouge den Süden Vietnams, was zu einem massiven Vergeltungsshlag des sozi-
alistishen Bruderlandes führte. Vietnam besetzte Kambodsha 1979 und beendete
das grausame Regime der Khmer Rouge. Die Khmer Rouge zogen sih in die Berge
zurük. Bis die Gruppe sih 1998 aulöste, blieb das Land in einem bürgerkriegsähn-
lihen Zustand.
Kein Wunder, dass Kambodsha heute keinen guten Ruf hat. Ih glaube, außer
Deutshland wird kein anderes Land der Welt so beständig auf seine Vergangenheit
reduziert wie Kambodsha. Shädelhaufen, darüber shwebend die lähelnden
Gesihter des Bayon-Tempels in der Ruinenstadt Angkor - das war auh mein Bild
von Kambodsha. Und gerade diese düstere Vorstellung mahte Kambodsha so in-
teressant für mih, einem Bakpaker auf dem Selbstindungstrip - niht umsonst
heißt die beliebteste Touristendisco in Phnom Penh noh heute »Heart of Dark-
ness«.
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