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Ih kenne die Beshwerlihkeit, Müdigkeit und Leiden aller Arten, denen ih
mih wieder aussetzen werde, der Wunsh nah Straßen, die Shwierigkeit,
Beförderungsmittel zu inden und das Risiko, für die kleinste Sorglosigkeit
mit einer gefährlihen oder sogar tödlihen Krankheit zu bezahlen. Und wie
kann jemand klug sein, wenn er sih gezwungen sieht, sih dem härtesten
Leben des Waldes zu unterwerfen, viele Entbehrungen zu ertragen und allen
Grobheiten des Weters zu trotzen?
Das shrieb Mouhot niht ohne Eitelkeit. Wie beshwerlih muss seine Reise gewesen
sein! Er reiste vier Monate in einem Segelshif, um dann auf dem Rüken eines Ele-
fanten durh den Dshungel zu reiten. Er paddelte im Einbaum vershiedene Flüsse
hinauf, ershoss Tiger, dinierte mit kleinen Königen, um Durhreisepapiere zu
bekommen, und handelte mit unzähligen korrupten Zollbeamten.
Ih muss zugeben: Ih bin neidish. Mouhot kannte das Gefühl der Entäushung
niht, das einen befällt, wenn man in eine unbekannte Stadt kommt und feststellt,
dass alles genau so ist, wie im Reiseführer dargestellt. Er hat sih nie heimlih wün-
shen müssen, dass doh nur die ganzen anderen Weißen niht dort wären. Er hat
nie voller Sham seinen »Lonely Planet« in der Tashe verstekt. Er hat nie er-
fahren, wie sinnlos es ist, eine Anekdote aufzushreiben oder ein Foto zu mahen,
weil alles shon tausendfah bei Blogspot, Facebook und Flikr veröfentliht wurde.
Er war der Erste, und das hat ihn mit diesen Ländern auf ewig verbunden.
Mouhot war kein Tourist, sondern etwas ganz anderes: ein Reisender. Der Reis-
ende steht weit über dem shnöden Touristen. Er nimmt Entbehrungen auf sih; je
ärmer das Land, je mieser die Infrastruktur, desto besser fühlt er sih. Der Reisende
ist glüklih über jede Verzögerung, jede Panne, weil beides ihm eine ungestellte, au-
thentishe Erfahrung verspriht. Er interessiert sih für jeden, für den Taxifahrer,
den Bauern, den Fisher, weil er aus den Gesprähen mit diesen einfahen
Menshen seine tiefen Erkenntnisse zieht. Die wihtigste Beshätigung aller Reis-
enden ist, altkluge und ironisierende Beobahtungen der Einheimishen in ihre
Tagebüher zu shreiben: »Stolz, Frehheit, Betrug, Feigheit, Unterwürigkeit, ex-
zessive Faulheit«, waren für Mouhot die Merkmale der Kambodshaner, die Laoten
seien »abergläubish wie die Kambodshaner«, die Vietnamesen dagegen »lebendig,
gewandt, intelligent und mutig«, auf der anderen Seite aber auh »starrsinnig und
rahsühtig, Heuhler, Lügner und Diebe«.
Wie unwürdig ist meine Touristen-Existenz. Für Mouhot war Reisen eine
beshwerlihe Prüfung voller Gefahren, eine Bewährung, ein ritueller Akt, dem sih
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