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Dengueieber
Ih kann verstehen, dass der alte Mann zuerst misstrauish war. Ih sah ja auh
shlimm aus: zusammengesunken, mit halb geshlossenen, blutunterlaufenen Augen.
Das lag am Fieber. Ih saß nur da am Ufer des Mekong und shaute auf das Wasser,
das von Laos aus an der thailändishen Grenze entlang bis nah Kambodsha ließt.
Die Zeit verstrih, das Wasser strömte den Fluss hinunter, Touristen strömten durh
Luang Prabang, die Viren strömten durh mih. Mir war alles egal. Am Morgen war
ih aufgewaht, mit shmerzenden Gelenken und glühendem Kopf. Ein Jumbo-Fahrer
hate mih zu einem Krankenhaus außerhalb der Stadt gebraht. Ein Arzt maß
Fieber, nahm mir Blut ab, und dann shlief ih einige Stunden auf einer Trage, mit
einer Infusion im Arm, bis mir jemand einen Zetel in die Hand drükte: dengue
fever. Eine durh Müken übertragene Viruskrankheit, gegen die es keine Medika-
mente gibt. Ih hate eine milde Form davon, niht shlimmer als eine hartnäkige
Grippe, die verbunden ist mit tiefer Antriebslosigkeit.
Ursprünglih wollte ih nur einen Tag in Luang Prabang bleiben und dann Rih-
tung Süden nah Kambodsha weiterreisen. Aber das ging nun niht mehr. Ih gab
mein Zimmer in einem der Bakpaker-Gästehäuser auf und zog in eines der etwas
besseren Hotels - mit Klimaanlage und eigenem Badezimmer. Ih plante, die
Krankheit auszushlafen. Doh shon bald lühtete ih. Das Surren der Klimaanlage,
die Wegwerfhausshuhe, die Dushhauben, die Papierbanderole mit der Aufshrit
»Desinfected« auf dem Toiletensitz, die weißen Handtüher mit dem Logo des Ho-
tels sowie die eingeshweißten Zahnbürsten shienen mih durh ihre Unpersönlih-
keit daran erinnern zu wollen, wie allein ih war. Ih ertrug weder die Einsamkeit
des Zimmers noh die frish gedushten und gut gelaunten Touristen in den Bars.
Daher setzte ih mih an den Fluss.
Ih hate den alten Mann shon eine Weile beobahtet, bevor er mih bemerkte. Er
stand auf einem der Felsen aus spitzen Vulkangestein und warf sein Netz aus, ein
ums andere Mal, ohne etwas zu fangen. Er wikelte es immer wieder um seinen El-
lenbogen, mit der Sorgfalt, mit der man einen Fallshirm zusammenlegt. Dann
shleuderte er es mit einer Drehung aus der Hüte in die Lut über dem Fluss, wo es
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