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Manhmal in seinen Träumen ersheinen diese Karten noh. Er shreit ihre
Namen und spielt mit ihnen alleine. »Herz, Caro, Pik …« Das Marshlied des
Regiments wurde von den Soldaten verdreht: »Wir werden alle Joker sein,
shmeißt die Karten härter, genießt das Spiel, kein Grund zur Sorge …« Das
letzte Mal, dass man die Karten teilte, war als der Zug nur noh vier Mit-
glieder hate: Tu, han, Van und Kien.
Er beshreibt hier Menshen, die wir nur als kämpfende Roboter in shwarzen Pyja-
mas kennen. Das hat nihts mit »meinen« Erinnerungen an den Krieg zu tun, die
sih auf die Filme »Platoon«, »Apokalypse Now« und »Full Metall Jaket« bes-
hränken. Es ist, als würde er von einem anderen Krieg erzählen. Bao Ninh ist
heute der im Ausland bekannteste vietnamesishe Autor.
Sein Buh ershien 1991 in Vietnam unter dem Titel »Das Shiksal der Liebe«,
eine Wortwahl, die ofensihtlih die Zensoren in die Irre führen sollte - dass das
Werk nah dem Ersheinen vorerst verboten wurde, konnte er allerdings niht ver-
hindern.
Die amerikanishe Übersetzung unter dem Titel »he Sorrow of War« ermögliht
Bao Ninh heute ein inanziell unabhängiges Leben. Man sieht ihn regelmäßig im
»Lakeview«-Café, einem teuren Touristencafé in Hanoi, wo er Whisky trinkt. Dass
er alkoholabhängig ist, ist in Vietnam ein ofenes Geheimnis. In Vietnam ist diese
unter Veteranen des Krieges weitverbreitete Abhängigkeit eine gesellshatlih
akzeptierte Methode, um mit den Erinnerungen umzugehen. Bao Ninh gilt unter
Journalisten als niht interviewbar, da er während des Gesprähs ot einfah niht
antwortet oder, wenn er es doh tut, Dinge sagt, die nihts mit der Frage zu tun
haben.
Ih liebe das Werk, weil es so ist, wie ein Buh sein sollte, aber heute niht mehr
sein darf: in einem Fluss wie im Fieberwahn geshrieben, als gesheiterter Versuh
der Heilung. Nahts, beim Shein einer Shreibtishlampe, während Zigarreten-
qualm in der Lut des Zimmers hängt wie eine sedimentäre Ablagerung und auf
dem Dah die Katzen streiten. Weil man aus jeder Zeile herausspürt, dass der Autor
nie ein Exposé geshrieben hat und ihm Verträge mit Garantiehonorar und Verram-
shungsklausel völlig fremd sind.
Manhmal spannt Bao Ninh die Geduld des Lesers, der ja auh in Deutshland
zunehmend eine zakige angelsähsishe Dramaturgie gewohnt ist, arg auf die
Probe. Er hat keinen Gedanken an die Wünshe eines Lektors vershwendet. Man
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