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kleines Detail, wie jener Gedanke aus dem oben zitierten Textabshnit: Mädhen,
die Orhidee heißen, sind wahrsheinlih langweilig. Es ist eine kleine alltäglihe
Annahme, die viel über die Autorin aussagt und damit, so glaube ih zumindest,
auh über ihr Volk. Es ist, als könnte ih für einen Moment dem Gedankenstrom
dieser Menshen zuhören. Als könnte ih sie verstehen, sie über ihre Freuden und
Sorgen sprehen hören.
Leider werden mir ot die Grenzen der Übersetzung bewusst. Beim Versuh, viet-
namesishe Spitznamen und den feinen Humor, den sie transportieren, ins Deutshe
zu übersetzen, kommt am Ende nur Wortgehäksel heraus. Ofensihtlihstes Opfer
der Übersetzung ist das Mädhen, das nun »Durhtränkt« heißt. Regelmäßig stoße
ih im Vietnamesishen auf Worte, die sih einer Übersetzung widersetzen. Wörter-
büher sind nur begrenzt hilfreih. Es hilt nur: Hinsetzen, zuhören und die Situ-
ation verstehen, in der das Wort benutzt wurde. Wie soll man zum Beispiel das viet-
namesishe Wort für Onkel übersetzen? In den westlihen Ländern hat das Wort et-
was Humorvolles, ein Onkel ist eine komishe Figur, eine Karikatur. Kinder nennen
die männlihen Freunde ihrer Eltern so. Wenn Vietnamesen Ho Chi Minh als bac
ho, Onkel Ho, bezeihnen, klingt das für uns lustig. Wie soll man daher den tiefen
Respekt übersetzen, den Vietnamesen bei der Aussprahe des Wortes empinden? Es
geht niht.
Ih habe noh ein weiteres Buh gekaut. Das kommt niht leiht, exotish und
blumig daher, sondern liegt in meinem Ruksak wie ein Ziegelstein. Es ist von Bao
Ninh, meinem vietnamesishen Lieblingsautor. Er kämpte während des Viet-
namkrieges auf nordvietnamesisher Seite in der siebenundzwanzigsten Glorreihen
Jugendbrigade. Von den fünfhundert Soldaten der Brigade sollen nur zehn den
Krieg überlebt haben, darunter er. Seine Erlebnisse verarbeitete er im Roman »he
Sorrow of War«.
Diese Tage waren glüklih. Der gesamte Zug mit 13 Soldaten war siher. Sog-
ar der »kleine« hinh hate hier einen Monat verbraht, bevor er getötet
wurde. Can hate noh niht desertiert. Damals waren Vinh, der »große«
Tinh und Cu, Oanh und Tao »der Elephant« am Leben. Jetzt, abgesehen von
dem alten, zerrissenen und drekigen Kartenspiel voller Fingerabdrüke der
Toten, hate Kien keine Erinnerung an seinen Zug. Neun! Zehn! Bube! …
Dame! König … Ass!
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