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Army.« Natürlih war er niht Soldat der US Army gewesen, aber er hate den
Sprahgebrauh der kommunistishen Sieger übernommen, die südvietnamesishe
Kämpfer gern als »amerikanishe« Soldaten bezeihneten, als seien sie nie Viet-
namesen gewesen. Dass die Cyclo-Fahrer in Saigon zum großen Teil ehemalige
Soldaten der südvietnamesishen Armee waren, die ihre guten Englishkenntnisse
nutzten, um heute Touristen durh die Stadt zu führen, hate ih bisher für Reise-
führerhalbwissen gehalten. Aber ansheinend war da etwas dran. Jetzt hate Herr
huong mih.
Er shwang sih in seinen Sitz und steuerte sein Cyclo in den Verkehr. Inmiten
der heulenden Motos wirkte das Fahrrad wie ein behäbiger Dinosaurier in einer
Welt voller linker Säugetiere. In Deutshland häte jetzt ein angespanntes
Taxifahrer-Gespräh begonnen. »Wie läut das Geshät?«, würde man fragen. Oder
»Na, heute shon lange unterwegs?« Doh in Asien ist das niht nötig.
Herr huong musste sih herunterbeugen, um mit mir zu sprehen.
»Did you eat already?«, fragte er.
»Yes, yes«, antwortete ih. Eine andere typishe Eröfnung wäre »Where do you
go?« gewesen, aber das erübrigte sih bei mir und Herrn huong ja.
Es folgte die zweite Frage. »Where are you from?« Ih sagte: »Germany.« In Asi-
en maht es Spaß, zuzugeben, dass man Deutsher ist. Den Zweiten Weltkrieg in-
teressiert hier niemand, vom Holocaust hat man noh nihts gehört. Deutshe Gäste
gelten als unkompliziert, freundlih und plegeleiht.
»Germany«, wiederholte er. »Very good!« - »Mi'ael Ballak.«
Mihael Ballak. Den Fußballspieler kennen sie alle, weil er beim FC Chelsea
London gespielt hat. Auf die englishe Premiere League weten die Südostasiaten am
liebsten. Ih nikte zustimmend. Wir fuhren shweigend weiter.
»'itler!«, sagte Herr huong. Was? Ih verstand ihn niht.
Noh mal: »'itler«. Ah so. Hitler. Ja, auh ein Deutsher.
»A great man!«, sagte er.
Oje, war ih an den einzigen Nazi-Cyclo-Fahrer in Saigon geraten? Wahrshein-
lih niht - es handelte sih lediglih um eine spezielle Form der asiatishen Hölih-
keit. Ih bin Deutsher, Hitler war Deutsher, folglih war es nah Herrn huongs
Einshätzung rihtig, etwas Netes über den Gröfaz zu sagen.
Er bog an einer roten Ampel ab, der Verkehrspolizist shien kein Problem damit
zu haben. Cyclo-Fahrer besitzen eine gewisse Narrenfreiheit im Straßenverkehr. Vi-
elleiht lohnt es sih niht, sie anzuhalten, weil sie zu wenig Geld haben.
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