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Der Mekong ist an dieser Stelle so breit, dass das Ufer zu einem unregelmäßigen
Band aus Büshen und Bäumen vershwimmt, über dem hin und wieder das goldene
Dah einer Pagode hervorlugt - oder ein Mobilfunkmast. Darüber ein Himmel, wie
er für einen Morgen in der Regenzeit typish ist: weiße Wolkengebirge auf einem
strahlend blauen Grund. Shife begegnen uns auf unserer Fahrt niht. Hin und
wieder fahren wir an Inseln im Fluss vorbei, die uns alle ein ähnlihes Bild zeigen.
Am Ufer grasen weiße Rinder, nakte Kinder spielen im Wasser, im Hintergrund
einige Stelzenhäuser.
Das Boot legt an einem verwiterten Holzsteg an, über den man an Land balanci-
eren muss. Der Grenzposten ist eine Ansammlung niedriger Häuser, die in dem
typishen apricotfarbenen Ton gestrihen sind. Die Anlage gleiht eher einem
Skulpturenpark als einem Grenzposten. Zwishen den Häusern wähst satiger
Rasen, die Zementwege sind mit Blumenbeeten eingefasst.
Dominiert wird das Gelände von mehreren gemauerten Shreinen. Da ist einer, in
dem eine lebensgroße Statue des meditierenden Buddhas sitzt, ein kleinerer Shrein
für die naga, jene siebenköpige Shlange, die den Buddha beim Meditieren vor
Sturm und Regen shützte, indem sie ihre Köpfe als Dah über ihm ausbreitete. Und
ein weiterer Shrein, in dem eine Figur mit einem Shnurrbart und einer Keule in
der Hand steht, die ih niht deuten kann - wahrsheinlih ist sie ein neak ta. Vor
jedem Shrein steht eine mit Sand gefüllte Vase, in der unzählige Räuherstäbhen
qualmen. Deren Geruh vermisht sih mit jenem von Frangipani-Blüte und Bou-
gainvilleabüshen. Es ist der Grenzposten einer Nation, deren Selbstverständnis in
seiner Vergangenheit ruht, in seinen unzähligen Fabeln und Legenden.
Ganz anders der vietnamesishe Grenzposten, den wir einige Minuten später er-
reihen. Es ist ein Ponton, der am Ufer vertäut ist, darauf ein moderner Profanbau
in Form einer Welle, mit getönten Fenstern, die Wände gespikt mit Lautsprehern.
Im Inneren werden wir aufgefordert, in einem Wartesaal Platz zu nehmen, während
unsere Pässe kontrolliert und das Gepäk durh ein massiges Röntgengerät
geshoben wird. An der Wand aufgehängte Plastikblumen sheitern beim Versuh,
dem Raum etwas Wärme zu geben. Allein in diesem Saal zähle ih fünf Über-
wahungskameras. Der vietnamesishe Grenzposten verweist auf eine sahlihe und
pragmatishe Nation, die nah vorn blikt.
Kaum haben wir die Grenze übershriten, verändert sih die Landshat vollkom-
men. Das Boot biegt vom Mekong in einen Seitenkanal ab. Während wir auf der
kambodshanishen Seite den Fluss in meditativer Einsamkeit hinabgefahren sind,
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