Travel Reference
In-Depth Information
Menshen mit geringerem Status herumzukommandieren. Daher die
Geshihten von Kambodshanern, die eine Universitätslaufbahn beenden,
dann, bewafnet mit ihren Diplomen, ihre Büher verkaufen und nie wieder
einen Blik in sie werfen.
Ih war verblüft. Es shien sih in vier Jahrzehnten niht viel geändert zu haben.
Jetzt war mir alles klar. Man lernte und studierte hier niht, um anshließend einen
Beruf zu ergreifen. Man lernte, um einen Status zu erlangen. Und deshalb ist völlig
nebensählih, ob das, was man lernt, etwas mit der Realität des Landes zu tun
hat - es ist sogar nebensählih, ob man überhaupt etwas lernt. Entsheidend ist al-
lein der äußere Anshein eines Studiums: Shuluniformen, Lehrer, die Shlipse tra-
gen, saubere Klassenräume. Entsheidend ist, die Studiengebühren zu bezahlen und
anwesend zu sein, dann bekommt man am Ende auh seinen Abshluss.
Ih denke, dass hier heute das größte Problem des Landes liegt. Es ist eine Gesell-
shat, die ihren Kindern täglih vermitelt, dass sih Leistung niht lohnt. Denn
niht derjenige mit der besten Ausbildung und der besten Leistung bekommt den be-
sten Job - sondern der mit den besten Beziehungen und den reihsten Eltern.
Ih begrif, dass dies auh für mih galt. Niemand erwartete, dass ih den
Shülern tatsählih etwas beibringen würde - noh niht einmal die Shüler selbst.
Niht ein einziges Mal sah sih ein Vertreter der Shule meinen Unterriht an. Aber
als ih einmal ohne Shlips im Unterriht autauhte, wurde es sofort bemerkt.
Ih erinnerte mih an einen Zeitungsartikel in der »Phnom Penh Post«, den ih
vor einigen Monaten gelesen hate. Darin wurde von einer Demonstration von Med-
izinstudenten des ersten Semesters berihtet. Sie protestierten, weil sie bei einer Prü-
fung durhgefallen waren.
Der Erziehungsminister erklärte in diesem Artikel, die Studenten seien einfah zu
shleht gewesen und daher durh die Prüfung gerasselt. Es sei unverantwortlih, sie
den Beruf des Arztes ausüben zu lassen, da sie jemanden umbringen könnten. Sie
sollten einfah das Jahr wiederholen und diesmal etwas lernen. Die Empörung der
Studenten rührte daher, dass ihre Eltern die Studiengebühren bezahlt haten. Sie
fühlten sih betrogen - sie konnten niht verstehen, dass man sie durh die Prüfun-
gen fallen ließ, obwohl sie alle Gebühren bezahlt haten! Sie haten niht damit
gerehnet, dass sie tatsählih hart lernen und Prüfungen bestehen mussten, um
später als Arzt anerkannt zu werden.
Nah zwei Wohen ließ Mr Sen mih zu sih rufen. Diesmal musste ih noh et-
was länger warten. Ih saß auf meinem Holzshemel und ziterte. Niht aus Ehr-
Search WWH ::




Custom Search