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Geliebte Einsamkeit, subtiles Gelächter
Wer das für Sonnenanbetung hält, liegt gar niht so falsh. Für die eher unreligiösen
oder postreligiösen oder jedenfalls niht ernsthat durh eine der Weltreligionen in
ihrer Gemütsruhe gefährdeten Shweden sheint der einzige Anlug einer tiefen
Spiritualität in ihrem Verhältnis zur Natur zu liegen. Die Natur ist der Ort, zu sih
selbst zu kommen, der Ort, an dem man der Künstlihkeit und Shnelligkeit des all-
täglihen Lebens entrinnt. Das naturnahe Dasein wird als seelishe Reinigung ver-
standen. Darin ist man den norwegishen Nahbarn nahe, denen der Shritsteller
Per Peterson eine Sehnsuht »nah einer kleinen Waldhüte mit einem guten Feuer
im Ofen, einer Handvoll Büher und ein paar Tieren zur Gesellshat« besheinigt,
als »norwegishe Version des Zen-Buddhismus«. Die Shweden haben allerdings
den Vorteil, dass ihre Landshat weniger karstig ist und mehr Platz bietet fürs Al-
leinsein, weshalb die Ferienhüten weitaus billiger sind als im Nahbarland.
Jeder fünte Shwede hat eine eigene sommarstuga, die möglihst abgelegen, fern
von Nahbarn, Ortshaten und Straßen sein muss. Diese stugor sind äußerst
spartanish eingerihtet, ließend Wasser oder Strom sollte es auf keinen Fall geben,
»sonst«, so hört man, »wäre es ja kein Urlaub mehr.« Urlaub bedeutet, für die
Dauer des gesamten gesetzlih festgeshriebenen Jahresurlaubs von fünf Wohen
aus der Stadtwohnung aus- und ins Sommerhaus einzuziehen. Und da die meisten
den Urlaub im Juli nehmen, dem Monat mit der meisten Sonne, nennt man diese
Zeit auh industrisemester. Die Industrie liegt lahm, Büros bleiben geshlossen.
Der Sommerurlaub ist so heilig, dass er sih für Aprilsherze in den Medien
eignet. Die Zeitung Dagens Nyheter meldete am 1. April 2007, man müsse seinen
Sommerurlaub noh heute anmelden, weil die EU Urlaub im Juli und August eins-
hränken wolle. Aus ökonomishen Gründen sei es niht länger vertretbar, dass ein
europäishes Land im Sommer dihtmahe, der aufgrund der Klimaerwärmung in
Zukunt sowieso zu heiß zum Urlauben sei …
Im Grunde könnte man die Städte im Juli abshließen, wären da niht die Tour-
isten, die mit ihren Rädern auf der Suhe nah Eisdielen sind und noh niht wissen,
dass der Reiz des Urlaubs gerade im Verziht auf urbanen Shnikshnak liegt. Erst
die Rükkehr zum Ursprünglihen ist erholsam, denkt sih der Urlaub mahende
Shwede, dieses Einswerden mit der von Holz- und Erdgerühen aufgeladenen Lut
unterm lah gestrekten Himmel. Die harshen abrupten Shaten, in die man
tauht, wenn man einen der tannengesäumten Pfade nimmt, Pilze, Blaubeeren, Pre-
iselbeeren, Himbeeren, Raushbeeren, Moltebeeren und überm Feuer gegrillter
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