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Ih werde keinen Elh essen. Ih würde nur mal gern einen sehen. Bis dahin ziehe
ih es allerdings vor zu glauben, Elhe lebten im Verborgenen und die Erzählungen
der anderen wären pures Jägergarn. Denn als Fabeltier sheint sih der Elh shon
länger zu eignen. So behauptete bereits Plinius einige Jahre vor unserer Zeitreh-
nung, die Oberlippe des Elhs sei so groß, dass er rükwärts äsen müsse. Und noh
Shiller glaubte fest daran, dass sih unter dem Kinn des Elhs ein Hautbeutel mit
heißem Wasser beinde, mit dem er Angreifer bespritze; im »Wallenstein« ist die
Rede von einem »Koller aus Elendshaut«. Auh das, was sih Julius Cäsar zum Elh
zusammengesponnen hat, ist niht ganz ernst zu nehmen. Elhe, behauptete er, hät-
ten keine Kniegelenke. Seinen Erfahrungen nah, die der shlaue Cäsar wahrshein-
lih auf wakligen Beinen im Weinraush gemaht hate, lehnten sih Elhe zum
Shlafen an Bäume. Das, so glaubte er, vereinfahte die Jagd. Man müsste die in-
frage kommenden Bäume nur ansägen. Sobald sih ein Elh anlehnte, ielen Baum
und Elh um. Und weil die Tiere keine Kniegelenke häten, folgerte Cäsar, kämen
sie niht mehr auf die Beine. Die Jäger bräuhten die »Riesenziegen« dann nur
noh einzusammeln …
Postskriptum
Ähnlih wirre Geshihten ranken sih um Lucia. Die blonde Fee mit dem Lihter-
kranz im Haar läutet jedes Jahr in den Morgenstunden des 13. Dezember die Weih-
nahtszeit ein. Mit ihrem jungfräulihen und jungknäblihen Gefolge läut sie im
weißen Hemdhen durh Tiefshnee von Haus zu Haus und wekt, mit hohem Stim-
mhen singend, die Leute, um sie mit Kafee und Keksen zu verwöhnen. Das Lucia-
Fest ist wihtiger als bei uns der Nikolaus und wird in Kirhen und im Kreis der
Familie gefeiert. (In den Nordishen Botshaten in Berlin singt zu dieser Gelegen-
heit ein Kinderhor aus Stokholm, Lucia trägt einen Kranz mit Elektrokerzen auf
dem Kopf.)
Nur Leihtgläubige glauben, das häte etwas mit der italienishen Santa Lucia zu
tun, die ihren verfolgten Glaubensbrüdern einst Lebensmitel ins Verstek in den
Katakomben brahte und sih, da sie beide Hände voll hate, die brennenden Kerzen
kurzerhand auf den Kopf setzte. Diese süßlihe Geshihte hat man sih im
18. Jahrhundert ausgedaht, um das Heidentum endgültig auszulöshen. Vor der
Heiligsprehung waren die Legenden um Lucia aufregender. Da war sie noh niht
die gütige Heilige mit rosaroten Bäkhen, sondern eine eigenwillige, leiht ver-
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