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geringen Flügelspannweite ist zwar eine talentierte Tauherin, allein das Fliegen
fällt ihr shwer. Dieser Lummensprung ist in den hellen Juninähten ein ohren-
betäubendes Spektakel, das erst mit der Abenddämmerung einsetzt. Bei Tagesliht
wären die Küken ein gefundenes Fressen für die kreisenden Möwen.
Als ein gewisser Willy Wöhler die Insel 1880 betrat, war er von den Kalksteinklip-
pen, den beiden Hügelsteingräbern aus der Bronzezeit, den Rösen Lauphargi und
Rösju, und dem überrashend milden Klima so begeistert, dass er den Karlsöklubb
ins Leben rief, der sih dem Shutz der Insel vershrieb. Bei diesen frühen Ansätzen
zum Naturshutz shoss man zwar ein wenig übers Ziel hinaus, indem man exot-
ishe oder artfremde Planzen wie die Weihselkirshe und den Abendländishen
Lebensbaum importierte und so das natürlihe Biotop störte. Aber dafür ist Stora
Karlsö heute das zweitälteste Naturshutzgebiet der Welt. Touristen und Vogelguk-
ern ist der Zutrit zur Insel nur auf vorgeshriebenen Wegen und während des Som-
mers gestatet. Ansonsten halten sih hier Ornithologen auf oder die Klubmitglieder,
die in den Ferienzimmern des alten Leuhturms wohnen. Weithin sihtbar, ragt er
von einem Plateau nah an der Klippe auf, nahts dringt das Signalliht durhs
Dahfenster in eines der Zimmer, und die Wände leuhten geisterhat auf.
Auf dem Weg durh das sonnengesätigte Gestein, im Dut nah Wermut, hymi-
an und Blüten, an Shafen und Waholder vorbei, auf der Treppe zu den Vogelklip-
pen, in der nun sharf nah Kot und Ostseesalz riehenden Lut, lässt sih noh im-
mer vergessen, wie verseuht das Wasser rings um die geshützte Insel ist. Das
sauerstoffarme Gewässer der Ostsee kann seinen Biomüll shon lange niht mehr
abbauen. Ein geshlossener Ring aus Shwefelwasserstof zieht sih hufeisenförmig
um Gotland und maht den Vögeln die Nahrungssuhe zunehmend shwer. Fisher
sollen zwar noh manhmal und verbotenerweise einen Ostseelahs fangen, dessen
Fleish niht rot ist wie das seiner Artgenossen im Atlantik, sondern weißlih, und
ihn in den kleinen Räuhereien unterm Ladentish verkaufen. Aber die Fishwelt ge-
ht langsam am Stikstof zugrunde. Riesige Algenteppihe breiten sih aus, die
manhmal shon vom Flugzeug aus zu sehen sind. Seit Neuestem hat die Küsten-
waht sogenannte Algenmeldungen im Internet eingerihtet. Sie funktionieren wie
der Weterberiht. Urlauber werden niht nur über die Sonnenstunden des nähsten
Tages informiert, sondern auh über die wehselnde Algenvershmutzung der wun-
dershönen weißen Sandstrände. Denn dort, wo in Ufernähe mehrere Meter breite,
dike Algenilze treiben, kann man niht mehr baden gehen.
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