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falls eines, das weit zurükreiht. Die Insel südöstlih vor Stokholm hat eine zer-
furhte Vergangenheit und den »Spillings«, den weltweit größten Silbershatz der
Wikingerzeit. Sie war ein so wihtiger Ausgangspunkt für die Raubzüge der
Wikinger, im Mitelalter ein so lebendiges Handelszentrum, eine so wohlhabende
Bauernrepublik und später so häuig Spielball in Eroberungskriegen, dass man den
ganzen Urlaub allein damit verbringen könnte, von einer Ruine zur nähsten zu
ziehen, von Grabfeldern aus dem 14. Jahrhundert zu Steinhügelgräbern aus der
Bronzezeit, von gut erhaltenen Pfahlhäusern auf Bauerngehöten der frühen
Neuzeit zu den Lagerhäusern reiher Kauleute des 16. Jahrhunderts mit ihren Trep-
pengiebeln; und die etwa neunzig mitelalterlihen Kirhen wird man nah zwei
Wohen kaum alle gesehen haben. Auh in der Botanik ist Gotland dem übrigen
Shweden voraus. Die Insel soll vor Jahrtausenden in einem anderen Meer in der
Nähe des Äquators geshwommen und mit der Zeit langsam nördlih getrieben sein.
In der »Guta Saga« aus dem 13. Jahrhundert ist die Entstehung Gotlands folgender-
maßen erklärt: »Gotland fand zuerst der Mann, der Tjelvar hieß. Da war Gotland
so verzaubert, dass es des Tags untersank und des Nahts oben war. Aber der Mann
brahte Feuer an Land, und seitdem sinkt es niht mehr.« Wie es auh immer
gewesen sein mag: Gotland wähst! Gotland ist Teil einer tektonishen Plate, die
sih jedes Jahr ein paar Zentimeter weiter aus dem Meer hebt, während die Küste
des shwedishen Festlands Boden verliert, weil die dortige Plate sih senkt. Auf
Gotland gibt es niht nur 400 Millionen Jahre alte Korallenfossilien und Waholder-
steppen, sondern auh Orhideen. Es verhält sih da zwar ein bisshen wie mit den
Elhen - ih habe keine einzige Orhidee gesehen -, aber ein Spezialist erklärte mir,
dass ih sie vielleiht nur niht erkannt habe. Sie besitzen niht die porzellanfarbene
Shönheit ihrer exotishen Verwandten aus Indien oder Hawaii. Das raue Klima
zwingt sie, nah am Boden zu wahsen und mit der Größe ihrer Blüten zu geizen. Es
handelt sih eher um zartes Knabenkraut. Diese knabenhate Orhidee passt wie-
derum zum Bild des Außenseiters, dessen Talente häuig verstekt liegen, und zu
einer Art des Alleinseins, das keine Aufmerksamkeit auf sih ziehen will. Man kann
hier auf angenehmste Weise allein umherziehen.
Was ih tat. In der Propellermashine von Stokholm-Arlanda nah Visby war ih
die einzige Nihtshwedin. Auf dem Flughafen war ih die Einzige, die einen Miet-
wagen nahm, der Mitarbeiter musste per Telefon gerufen werden. Alle anderen ben-
utzten das eigene Auto oder wurden abgeholt. Shafe grasten vorm Flughafen. Auf
dem Zeltplatz blieb ih allein bis auf die Jugendlihen, die mit lätöl, dem niedrig-
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