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Das Böse kommt aus der Stadt
Auh in Shweden gibt es Stadtmenshen. Es gibt sogar überzeugte Stadtmenshen,
die sih noh nie aufs Land gewagt haben und denen es gelingt, sih ausshließlih
innerhalb des Dreigestirns Stokholm-Göteborg-Malmö zu bewegen. Ein Vorbild
haben diese Städter in Hjalmar Söderberg, einem Stokholmer Shritsteller, der zu
seiner Zeit ebenso berühmt war wie August Strindberg. Wie kein anderer hat Söder-
berg in seinen Romanen das Stokholm des Fin de Siècle abgebildet und sih den Ruf
erworben, Stokholmer und Europäer zu sein, aber niht Shwede. Söderberg reiste
nie aufs Land. Shon daran lässt sih ablesen, dass es auh hier zwishen dem Leben
auf dem Land und dem Stadtleben einen gewaltigen Untershied gibt. Glaubt man
den Landmenshen, sind Großstädter keine ehten Shweden. Sie sind angeberish,
selbstbewusst und kalt. Und die Shlimmsten kommen aus Stokholm. Im ländlihen
Shweden betrahtet man die 08er, wie die Stokholmer entsprehend der Telefonvor-
wahl ihrer Stadt in kleinen Kommunen wie Luleå oder Trollhätan abfällig genannt
werden, mit Misstrauen. In manhen Gegenden Südshwedens hat sih die äußerst
harte und gemeine Beshimpfung »Du blöder Stokholmer« durhgesetzt. Wenn sie
Peh haben, suhen nollåtor außerhalb Stokholms sogar vergeblih Arbeit. In Skåne
wurde ein Bewerber vom Personalhef eines IT-Unternehmens mit der Begründung
abgewiesen, er komme aus Stokholm. Man befürhtete, in Lund mit so einem Ange-
ber niht klarzukommen. Und da es sih bei den Stokholmern niht um eine ethnis-
he Minderheit handelt, konnte sih der Abgewiesene auh niht auf Diskriminier-
ung berufen und dagegen prozessieren.
Diese Abneigung auf dem Land gegenüber der Stadt hat eine lange Tradition. Ein
freier Geist, so hieß es in der Diktion des 18. Jahrhunderts, entwikelt sih in der
Einsamkeit, in der Abgeshiedenheit der Natur, niht in einem Moloh. Der Mensh
existiert am friedlihsten in der Einzahl. Shon in der nordishen Mythologie ver-
lassen Leute Haus, Hof und Kinder, um im Wald als Eigenbrötler ihrer inneren
Stimme zu laushen. Und da die Sprahe für die Bezeihnung »ih« auh die Formel
»ein anderer« kennt, dürte das ganz normal sein: Im Zweifelsfall redet man, wenn
man Selbstgesprähe führt, eben niht mit sih, sondern mit »einem anderen«. Die
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