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»Niemals haben die Poeten den Styx so hässlih ausmalen können, dass dies hier
niht hässliher wäre«, shrieb Linné. Erst der Dihter-Botaniker Sten Selander
retete das Image der lappländishen Moore, indem er sie zu »Heimstäten einer
großen und bezwingenden Poesie in Moll« erklärte, »die mehr Menshen verstehen
würden, verliehe ihnen nur ein genialer Dihter Worte«.
Auh der eiserne Berg zerfällt, zurük bleiben die Ödnis eines abgepumpten Sees,
Shoterberge, Abraumhalden. Noh können Touristen mit einem Reisebus in den
Berg einfahren - die Straßen eng und unbeleuhtet, und mit der Dunkelheit im Bus
breitet sih ein von uneingestandener Furht durhdrungenes Shweigen aus. Die
Shuld an der Zerstörung soll durh besondere Veredelung des abgebauten Erzes ab-
getragen werden, so die Hofnung.
Im Unter-Tage-Café shossen hinter einem Shaufenster ununterbrohen die
Förderkörbe mit dem Magnetiterz der Veredelung entgegen ans Tagesliht, in einer
Geshwindigkeit, die ih trotz der diken Glassheibe zwishen mir und dem Shaht
bis in den Magen hinein spürte.
Nah 24 Stunden fuhren wir ab. Das Weter wurde niht besser. Auh die Straßen
niht, denn auh sie existieren nur am Rand der restshwedishen Aufmerksamkeit.
Sie waren zershlissen und löhrig und erinnerten niht entfernt an den sonst so
perfekt ins äußerste Ebenmaß gewalzten Asphalt. Dabei würden die Ausbesserung-
sarbeiten niht viel kosten; es gibt nur zwei größere Verkehrswege. Den einen be-
fahren die Caravans der Touristen, der andere verläut parallel zu den Gleisen der
Eisenerzzüge. Alle anderen straßenähnlihen Bauwerke laufen ins Leere, enden im
Nihts. Wer in Lappland unterwegs ist und die Karte niht aufmerksam studiert,
dem kann es passieren, dass er nah hundert Kilometern erwartungsfrohen Fahrens
durh grüne Einöde, in der nur hin und wieder ein Rentier am Straßenrand grast -
vom unbedarten Touristen gern für einen Elh gehalten, für den er fotogeil auf die
Bremsen geht -, shließlih vor einem kleinen Parkplatzrund anlangt und nun er-
staunt feststellen muss, dass es niht weitergeht. Langsam reit die Erkenntnis: Man
ist tief in eine Sakgasse hineingeraten. Und weil man da niht die Einzige ist, funk-
tionieren die Endpunkte dieser Sakgassen wie Aufangbeken für Verirrte.
Meistens gibt es einen Zeltplatz oder eine Turiststation, die saht nah Shweiß
rieht und in der immer ein paar Beten frei sind. Man kann sih jetzt entsheiden
(wobei die Tageszeit keine Rolle spielt, weil es hell ist und hell bleiben wird), en-
tweder mit quietshenden Reifen umzukehren und auf dem Rükweg, auf dem die
Rentiere oder Elhe oder was immer da grast, in höhster Lebensgefahr sind,
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