Travel Reference
In-Depth Information
Shon im frühen 19. Jahrhundert, als zum ersten Mal von einem Begrif wie Na-
tion die Rede war, hate die Sahe in Shweden einen besonderen Dreh. Almqvist,
gedanklih damit beshätigt, eine nationale Gemeinshat der Shweden zu be-
gründen, erklärte zwar die allgegenwärtige Armut zur nationalen Tugend, sah das
Konzept der Nation aber niht allzu verbissen. Seiner Ansiht nah zeihnet sih die
shwedishe Nation dadurh aus, dass eben nur in Shweden shwedishe Stahel-
beeren wahsen.
In den Sehzigerjahren benutzte Vilgot Sjöman das leuhtende Gelb der Fahne zu
einem provokanten Film mit dem Titel »Ih bin neugierig - gelb«. Im Film bekannte
er, sexuell farbig zu sein, aber so shwedish wie alle. Weil Homosexualität damals
auh im fortshritlihen Shweden noh als Krankheit galt, sorgte der Film für
großen Aufruhr. Einige Shwule fassten den Mut, bei der Krankenversiherung freh
Krankengeld zu beantragen. Die Anträge wurden natürlih abgelehnt. Das ver-
ursahte aber eine Shielage in der Beurteilung von Homosexualität und führte mit
Unterstützung der kommunistishen Partei 1979 zu der Erklärung, dass Homo-
sexuelle mitlerweile genesen und vollwertig anzuerkennen seien. Daraufhin
entsannen sih die Shweden auh bei diesem hema ihrer Vorreiterrolle in Sahen
Gleihberehtigung und Autonomie. Vielleiht iel ihnen auh auf, dass homo-
sexuellem Begehren jene Gleihberehtigung, an der beim heterosexuellen Pendant
hart gearbeitet werden muss, von vornherein leihter fällt.
Seit 1995 darf eine Frau ihre Liebe zu einer Frau und ein Mann seine Liebe zu
einem Mann öfentlih anerkennen lassen, wobei das Paar unter Umständen für
Dolce & Gabbana abgelihtet wird, auf jeden Fall aber dieselbe Rehtsstellung wie
Eheleute erhält. 2003 war Shweden das erste europäishe Land, das homosexuellen
Paaren gestatete, Kinder zu adoptieren, und mitlerweile möhte auh die Kirhe
niht mehr außen vor bleiben. Ein Seelenhirte fand die erlösende Erklärung: »Ih
denke, dass alle Menshen vor Got gleih sind. Als Got den Menshen shuf, shuf
er auh Homosexuelle, wir sollen auh sie entgegennehmen und segnen.« Was seit
Januar 2008 geshieht, die Kirhe aber auh niht an den Rand ihrer Belastbarkeit
bringt.
Olof Palme bekannte shon in den Siebzigerjahren, dass er Nationalstolz und Na-
tionaldenken für rükshritlihe und überlüssige gesellshatlihe Identitätskrük-
en hielt. »Wir wollen keine Gesellshat, die dem Ruhm der Nation oder eines Im-
periums oder irgendeiner speziellen Gruppe dient. Die Geshihte ist voll von Ver-
suhen, geshlossene ideologishe Systeme zu errihten, die die Menshen als Ver-
Search WWH ::




Custom Search