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man sih in den Fünfzigerjahren aufmahte, lot ins Kaiserreih zurükzu-
marshieren …
Zu Almqvists Zeiten konnte von so viel Mitdenken allerdings noh niht die Rede
sein. Er musste wegen seiner aufrührerishen Ideen aus Shweden liehen und starb
1866 in Bremen. Seine Kritik an festen Konventionen und der traditionellen Ehe
äußerte er unter anderem in seinem Roman »Die Wohe mit Sara«. Auf einer Shif-
sreise über den Mälaren verliebt sih der Sergeant Albert in die allein reisende
Tohter eines Glasermeisters, die die Werkstat nah dem Tod ihres Vaters weiter-
führt. Sara hat unzeitgemäße Ansihten. Stat sih freien und aushalten zu lassen,
bezahlt sie die Rehnung ihres ersten Rendezvous erst einmal selbst. »Ih werde
mih behaupten, wie ih bin«, lässt sie Albert wissen. In getrennten Zimmern, ohne
Verplihtungen und unverheiratet wolle sie mit ihm zusammenleben. Romantishe
Liebe ist für sie niht vereinbar mit einer ungleihen Zwekgemeinshat.
»I want someone who will take me just as I am, I need a man, who is in rhyme
with his time«, reimen knapp 200 Jahre später ABBA.
»She says, hello, you fool, I love you«, singt noh etwas später Roxete. Und es ist
kein Zufall, dass ausgerehnet die Popmusik zu einem der größten shwedishen Er-
folgsprodukte wurde. Das begann 1970 mit ABBA, und als sih ABBA nah dem
Verkauf von 250 Millionen Shallplaten 1982 zur Ruhe setzte, begann Roxete
gerade rihtig loszulegen.
An einem Sonnabend im August steht ganz Stokholm kopf, wenn Rix FM, der
shwedishe Popsender, zwölf europäishe Bands einlädt, auf dem Kungsträdsgård
im Zentrum von Stokholm aufzutreten. Dann stehen Jungs mit wildroten Haaren
und Mädhen mit tiefshwarzem Lidstrih neben älteren pastellgetönten
Herrshaten, Pärhen shmiegen sih im Takt aneinander, und die Einzigen, die
niht direkt beteiligt sind, sind etwa fünfzig Männer zwishen vierzehn und ahtzig,
die unter topfgleihen Helmen auf winzigen, knaternden, heushrekenartigen Mo-
peds wie angestohen die Szenerie umkurven.
Popmusik spiegelt die gleihberehtigten Voraussetzungen, die Almqvist sih für
die Liebe erträumte, auf gesellshatliher Ebene wider. Popmusik erleihtert ebenso
wie das moderne shwedishe Design den Zugang zur Kunst. Um Popmusik zu
genießen, brauht es keine elitäre Ausbildung. Und um das Design zu verstehen,
genügt zunähst eine praktishe Herangehensweise.
Der Bauhausstil dürte den Shweden in den Zwanzigerjahren gerade reht
gekommen sein. Diese auf Funktionalität und äußerste Kargheit ausgerihtete Äs-
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