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noh die Pendlerbusse durh. Nahdem der Startshuss gefallen ist, werden sih die
Begleitfahrzeuge (wie das meiner Muter und mir) parallel zur Streke wieder in die
andere Rihtung bewegen. Sälen liegt im fahlgrauen Morgen; ein riesiges,
beshneites Feld, das durh starke Netze in Sektionen aufgeteilt wurde. Mein Vater
ist in der letzten Sektion, im Startblok 10, wo die Neulinge starten. Noh vor
Sonnenaufgang werden die Tore zu den Sektionen geöfnet, die Läufer drängen
hinein, die Ski ragen wie Ausrufezeihen über ihre Köpfe, beleuhtet vom
blaugrauen Flimmern des Shnees. Da niemand bei minus 17 Grad zwei Stunden
lang auf dem Feld ausharren will, werden Ski und Stöke als Markierung der eigen-
en Startposition aufgebaut, dann lühtet man wieder in Autos und Busse. Die
Sheiben beshlagen. Das Radio läut, die Liveübertragung hat bereits begonnen. In
den Moderatorenstimmen zitert dasselbe Fieber, das den Campingplatz beherrshte.
Sie klingen, als handele es sih niht um ein Volksfest, sondern um ein Wimbledon-
Spiel und Björn Borg stünde kurz vor seinem fünten Sieg.
Gegen sehs Uhr besteigen rot gekleidete Vorturner Holzpodeste und wärmen die
Massen zu Pop aus den Lautsprehern auf. Es wird eng auf dem Feld. Als um aht
Uhr endlih der Startshuss fällt, ist in Sektion 10 davon nihts zu bemerken. Erst
Minuten später kommt Bewegung in die Reihen. Wie Insekten, die ihre Fühler
naheinander ausstreken, stakst und shiebt sih die Menge über das Feld, aber
kaum einer strauhelt. Langsam geht es in Rihtung Startbanner.
Hinterher wird mein Vater sagen, es dauerte eine halbe Stunde, ehe er überhaupt
die Startlinie erreihte. Eine weitere halbe dauerte es, ehe aus der zwölfspurigen
Loipe eine vierspurige wurde und er niht mehr darauf ahten musste, dem Vorder-
mann niht auf die Ski zu treten. Lange geht es bergan. Im Wald am Rand der
Streke haben Familien Feuer gemaht und sitzen mit hermoskannen und Würst-
hen beim Piknik. Ob ihre durhdringenden Anfeuerrufe wirklih den Skiläufern
oder niht doh der Erwärmung der eigenen Glieder gelten, ist niht zu sagen, aber
sie treiben die Skiläufer voran. Als mein Vater das Plateau erreiht, steigt die Sonne
glutrot über der vereisten Flähe auf.
Bei Kilometer 48 in Evertsberg ist Zeit für eine Pause. Manhe Läufer lassen ihre
Ski an einer der Wahsstationen noh einmal aufmöbeln in der Hofnung, sie liefen
dann von selbst. Ab Kilometer siebzig werden die Gesihter der Läufer härter. Man
konzentriert sih auf das Wesentlihe, den gleihmäßigen Rhythmus der Shrite, das
Atmen, den sparsamen Energieverbrauh. Die Zushauer dagegen geben alles;
Babyrasseln, Stimmbänder, Trillerpfeifen. Manhem Läufer mag es so vorkommen,
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