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Diesem überaus shweigsamen Hünen mit Rastaloken glaubt man gern, dass er
den anstrengenden Inkapfad gegangen ist, bevor er sih in eine Peruanerin ver-
liebte. Als ihn in der Fremde die Sehnsuht nah der shwedishen Wildnis über-
mannte, brahte er sie kurzerhand mit. In seinem shlihten Holzhaus bietet er nun
Alpaka-Pullover und peruanishen Shmuk zum Kauf an und spriht, wenn über-
haupt, meistens Spanish. Er ist ein gutes Beispiel für das große Verantwortungsge-
fühl und Engagement, das man in Shweden gern für notleidende Gegenden dieser
Erde aufbringt, immer mit dem Wissen, dass die sozial gepolsterte Heimat die beste
aller Lebensformen ist. Niht umsonst haben Shweden den Ruf, Weltverbesserer
und Weltpolizei zu sein. Ob der Unwille des Kanuhäuptlings, uns beim ersten Boot-
stransport ans Wasser zu helfen, auf aztekishe Enthaltsamkeit zurükzuführen war
oder auf eine weitere shwedishe Maxime, haben wir niht herausgefunden. Wir
shleppten uns alleine ab, denn: Nur wer der Natur auf sih selbst gestellt ge-
genübertrit, kann sie wahrhat erleben. Wahrsheinlih sind deshalb auh die weni-
gen Trinkwasserstellen an den Ufern so gut verstekt (aus Bergslagens Seen sollte
man wegen des hohen Kupfergehalts niht trinken). Miten im Nihts steht tief im
Gebüsh ein kleines Holzshild mit dem eingeritzten und lange verwiterten Wort
»Driksvatten«. An einem Nagel hängt ein alter Aluminiumtopf zum Shöpfen. Das
Wasser rinnt aus einem Shlauh, der mit einem kleinen Bah verbunden ist; ums-
prungen von Fröshen. Sollte doh ein einzelnes Haus am Ufer stehen, dann ist es
siher das mit dem verfallenen Bootssteg und dem Mann im hüthohen Gras, dem
ein zahmer Steinbok hinterhertrotet. Der Steinbok hört aufs Wort.
Nachtrag
In der Liebe zur Natur gibt es auh das Jammertal. In diesem Jammertal leben die
outcasts, die, die niht so rihtig dazugehören; verlorene Gestalten auf Dauercamp-
ingplätzen wie dem am Stora Le. Die Dauercamper sind die armen Verwandten, bei
denen es für die sommarstuga niht gereiht hat. Jedes Jahr im Juni kommen sie
wieder und umgeben ihre Zeltparks in völlig unskandinavisher Shrebergarten-
mentalität mit kleinen, blendend weißen Zäunen und ziehen Alpenveilhen in den
Fenstern ihrer Wohnwagen groß. Sie sheinen sih durh wuhernden Kleinbür-
gerkitsh von ihren naturerhobenen Landsleuten absetzen zu wollen; ein Stükhen
Reststolz, das sih im grinsenden Gartenzwerg manifestiert. Aber vielleiht irre ih
mih. Vielleiht kommen diese Camper jedes Jahr wieder, weil sie nur hier im som-
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