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zen Tag bloß steuert. Hat eine der Frauen irgendwann das Bedürfnis, im Kanu hin-
ten zu sitzen, könnte es heißen: »Wieso? Das haben wir doh die ganze Zeit so
gemaht …« Natürlih gibt es auh die, die sih niemals freiwillig nah hinten set-
zen würden; vorn lässt sih besser träumen, und man muss niht ständig die Karte
lesen. Aber denen beshert der pure Zufall ihr Glük.
Beim Kentern ist es egal, wer vorn oder hinten sitzt; beide ereilt das gleihe
Geshik. Sie werden zu hillosen Expaddlern, die neben ihrem havarierten Kanu im
See strampeln und vergeblih versuhen, die davontreibenden Paddel und Kohlköpfe
zu reten. Die erste positive Nahriht in dieser Lage: Ein Kanu kann niht sinken.
Die zweite: Je shlimmer der Moment, desto größer ist abends am Lagerfeuer, bei
gegrilltem, selbst gefangenem Heht, die Verklärung der eigenen Heldentat.
Die Angebote shwedisher Kanuverleiher sind niht sonderlih komfortabel. Hier
zeigt sih die shwedishe Vorliebe fürs Spartanishe. Die meisten von ihnen stellen
die Grundausrüstung mit Paddel, Shwimmweste und Bootswagen. Zelte und Verp-
legung bringen die Kanuten selber mit, egal, ob im viel befahrenen Glaskogen oder
in Bergslagen, der äußerst dünn besiedelten Region nördlih von Stokholm, die so
viele Menshen wie Seen hat. Bergslagen ist für viele Shweden der absolute Inbe-
grif von uriger, rauer Natur. Ein einshlägiges Magazin der Region wirbt mit der
»Urkrat« von Bergslagen. Aufgrund von Erzvorkommen sind Eisenindustrie und
Shmiedehandwerk hier zu Hause, ein berühmter Axthersteller, Weterlings Yxfab-
rik, hat hier seinen Sitz, derzeit geleitet von einer Axt-begeisterten, sportlihen jun-
gen Frau. Die Wälder sind noh dihter, die Felsen mit Flehten überzogen, die Ufer
bis zum Wasser hin bewahsen, sodass man direkt aus dem Kanu heraus Blaubeer-
en plüken kann. Es gibt weniger Rastplätze, ot muss man sih selbst Platz shaf-
fen fürs Zelt. Auh Shutzhüten indet man seltener, allerdings sind sie komforta-
bler ausgestatet als anderswo. Selbst in der Hohsaison sind kaum Menshen unter-
wegs; deutshen Touristen ist dieses Gebiet ot zu abgelegen.
So verlassen und dunkel bewaldet kann diese Gegend sein, dass man nah einer
Weile überwältigt vergisst, in welher Region, welhem Land, in welhem Jahrhun-
dert man sih beindet. Jedenfalls wäre es niht verwunderlih, würde man nah der
strapaziösen Tagestour am anderen Ende der Welt wieder autauhen. Oder in Sü-
damerika. Und Südamerika liegt - zumindest in Shweden - in Kloten.
Hier, in einer Gegend, in der jährlih im Oktober die königlihe Elhjagd statin-
det, gibt es einen Kanuvermieter, der, mit indianishem Shmuk behängt, aussieht
wie ein ehter Häuptling der Hohebenen. Bis auf sein blasses shwedishes Gesiht.
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