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»Weil wir Regenzeit haben. Nahmitags regnet es.«
Am Samstag ershien die Astrologin mit einer Kerze, die aussah wie ein riesiger
Dildo, den man mit Buterbrotpapier umwikelt und mit allerlei Formeln bekritzelt
hate, am Trefpunkt, dem Haus meiner Freundin.
»Meine war viel kleiner«, sagte meine Freundin neidish und übersetzte, dass in
die Kerze Fotos, Talismane und Teile Glük bringender Planzen eingearbeitet seien.
Was mih allerdings irritierte, war der Buhstabe K, der an mehreren Stellen der
Kerze als wihtiger Mitelbuhstabe des Vornamens autauhte. In dem Namen Mi-
hael kam meines Wissens kein einziges K vor.
»Mei-Kel,« stöhnte meine Freundin, als häte sie es mit einem magishen Trotel
zu tun. »Die Frau ist shließlih Magierin und keine Fremdsprahensekretärin. Hier
shreibt man das halt Mi-k-el. Mit K in der Mite!«
Nahdem geklärt war, dass der Fluh niht an einem Rehtshreibfehler sheitern
würde, setzten wir uns in ein Taxi. Da die Astrologin und das Hausmädhen des
Englishen nur sehr begrenzt mähtig waren, fuhren wir shweigend Rihtung Sh-
wedagon. Würde ih mit diesem Ritual meine Seele der shwarzen Magie vers-
hreiben? Zumindest aus der Literatur weiß man ja, wie so was endet. Würde ih
mir Vorwürfe mahen, wenn meinem Shuldner etwas zustieße, auh wenn das viel-
leiht gar nihts mit yadaya zu tun hate?
Aufgrund eines hohen buddhistishen Feiertages pilgerten Hunderte von Gläubi-
gen im Uhrzeigersinn über die marmorne Platform zu Füßen der Stupa, und als die
Astrologin ein zusammengerolltes Foto entzündete, mit dem ih die Riesenkerze in
Brand setzte, hate ih plötzlih das unangenehme Gefühl, dass jeder genau wusste,
was ih hier tat. Allerdings waren mir auh nie zuvor die zahlreihen ungewöhnlih
geformten Kerzen aufgefallen. Meine war eindeutig die größte. Ein Mann nikte mir
respektvoll zu.
Die Flammen fraßen sih durh die beshritete Papierhülle, und ih sagte einen
Spruh auf, den man mir auf einen Zetel geshrieben hate. Wahs tropte, und
durh die eingeshlossenen Planzenteile nahm die Kerze eine Form an, die mit et-
was Phantasie etwas Menshlihes hate. Eine menshlihe Fakel.
»In der Hölle sollst du shmoren«, murmelte ih und setzte mih mit meinen Beg-
leiterinnen auf die Stufen einer Gebetshalle, denn natürlih musste ih warten, bis
die Kerze abgebrannt war. Aufgrund ihrer puren Größe dauerte das allerdings ewig,
zumindest kam es mir so vor, und immer wieder versperrten andere Gläubige den
Blik auf das Werk der Flammen. Außerdem zogen shwarze Wolken auf.