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nihts mehr zu tun haben will? Am Ende ließ ih mir Fotos aus Deutshland mailen
und drukte sie in vershiedenen Größen aus. Die Reaktion der Astrologin auf die
Bilder war ershüternd.
»Der hat kein Geld«, sagte sie nah einem kurzen Blik auf die Fotos und zog die
Augenbrauen zusammen. Dann betastete sie die Bilder, ungefähr so, wie man einen
Camembert auf seine Reife prüt. »Und anderswo hat er auh Shulden. Er weiht
dir shon seit Langem aus.«
Das konnte sie niht wissen, allerdings hate sie vollkommen reht mit ihrer Dia-
gnose, und meine anfänglihe Skepsis wih einer vorsihtigen Hohahtung. So viel
Hellsihtigkeit hate ih der kleinen, rundlihen Frau niht zugetraut. Sie trug einen
Longyi mit einer Art Pucci-Muster aus den 1970er Jahren, hanaka auf Gesiht und
Armen und sah aus wie eine freundlihe Hausfrau. In einer rosa Plastikmappe hate
sie ein paar Tabellen und einen Stit mitgebraht.
Eifrig mahte sie sih Notizen. Besonders das Geburtsdatum des zu Ver-
luhenden und der Wohentag seiner Geburt waren ihr wihtig, die
herauszubekommen auh gar niht so einfah gewesen war.
»Soll er sterben?«, fragte meine Freundin, die übersetzte, sensationslüstern. Ih
verzihtete auf die Höhststrafe, man weiß ja nie, wie shleht das für das Karma
wäre, und letztlih einigten wir uns darauf, dass mein Shuldner binnen einer fest-
gesetzten Frist mit mir Kontakt aufnehmen solle. Die Astrologin war durh Hand-
aulegen auf das Foto zu der Überzeugung gelangt, dass er reihe Freunde oder Ver-
wandte häte, die ihm Geld leihen konnten, was wahrsheinlih gar niht so weit
hergeholt war. Zumindest einen Teil des Geldes würde ih wiederbekommen, ver-
sprah sie. Sollte er dem Drang, sih bei mir zu melden, jedoh niht folgen, würde
er etwas mit dem Kopf kriegen. Sie mahte eine Geste, die alles zwishen Migräne
und Hirntumor bedeuten konnte, und meine Stimmung stieg.
Dann einigten wir uns auf einen Geldbetrag, der ungefähr dreimal so hoh lag
wie der, den meine Freundin für die Verhatung ihrer ehemaligen Angestellten aus-
gegeben hate. Das Argument: Diese sei in Burma, mein Shuldner in Deutshland.
Der Preis steige mit der Entfernung, Europa sei komplizierter. Ih stellte mir die
Frau wie einen Sender vor, der seine Reihweite erhöhen musste, und stimmte zu.
Rasende Kopfshmerzen! Japanishe Enzephalitis! Aneurysma!
Jetzt hieß es warten, nämlih bis zum Wohentag der Geburt des Verluhten, an
dem wir gemeinsam am frühen Morgen die Shwedagon-Pagode besuhen würden.
»Warum am Morgen?«, erkundigte ih mih neugierig.
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