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»Burma ist für Diplomaten die Endstation«, hate mir ein betrunkener Brite ver-
raten, der behauptete, als Unternehmensberater tätig zu sein. Dann rutshte er am
Tresen herunter und lallte: »Wenn du zu doof bist für Burkina Faso, dann shiken
sie dih nah Burma.«
»Es gibt hier keine Unternehmen, die er beraten könnte«, lüsterte mir meine
neue Freundin M. zu. »Er arbeitet als Spion für die Amerikaner.«
Danah hate ih diverse Male das Land bereist und wusste bald alles über Gen-
eralsgattinnen, die die Alleinvertretung von internationalen Kosmetikirmen haten,
dass man mit gebrauhten Mercedes-Limousinen tolle Geshäte mahen konnte
oder dass die Delikatessen in den besseren Restaurants direkt aus Singapur einge-
logen wurden. Burma war so merkwürdig und korrupt, dass man gar niht anders
konnte, als das Land spannend zu inden. Eine dieser Merkwürdigkeiten war, dass
man die University Road am Inya-See niht befahren durte. Unfreundlihe Soldaten
mit Kalashnikows sperrten sie ab. An dem idyllishen See miten in Rangun be-
fanden sih niht nur der Golfclub, diverse Luxushotels, der amerikanishe Club und
die russishe Botshat, sondern hier wurden Mitglieder der burmesishen Elite
unter Hausarrest gestellt, wie eben der ehemalige Diktator Ne Win und Aung San
Suu Kyi.
M. war niht besonders gut auf »die Lady« zu sprehen. Diese Abneigung hate
einen konkreten Grund: Als sie gerade einmal niht unter Hausarrest stand, hate
Suu Kyi das Reisebüro von M. quasi überfallen. Unvermitelt war sie mit ihrer En-
tourage dort aufgetauht und hate ein Tiket verlangt, wohl wissend, dass meine
Freundin ihr dieses niht verkaufen durte, ohne selbst in Teufels Kühe zu geraten.
Zu allem Überluss hate sie internationale Fotografen bestellt, die den Vorgang
dokumentierten. M. wurde shließlih als regimefreundlih verdähtigt.
Tatsählih hate mein Burmabesuh von 2011 eine gewisse Brisanz. Ih hate mir
nämlih in den Kopf gesetzt, Aung San Suu Kyi zu interviewen, die meiner Ansiht
nah ein gewisses Interesse haben musste, sih den westlihen Medien mitzuteilen.
M. hate zufällig den gleihen Anwalt wie Suu Kyi und hielt große Stüke auf den
Mann. Einen besseren Draht zu der »Lady« gebe es niht, die beiden würden sih
quasi tagtäglih sehen. Die Leute von der NLD seien ohnehin etwas einfältig, über
die bräuhte ih es gar niht erst zu versuhen.
Bei ihr wohnen könne ih auf gar keinen Fall, wehrte M. ab, das könnte sie ihre
Lizenz kosten, und ihre Stellung sei ohnehin shwierig genug. Natürlih könne sie
mir einen Kontakt vermiteln, aber niht der Hauh eines Verdahts dürfe auf sie
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