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Bei einem Lunh auf der Terrasse eines Hotels überbrükten wir die heißen Mit-
tagsstunden. Am Eingangstor zum Heiligtum müssen wir dann wie alle anderen
unsere Shuhe ausziehen. Hunderte von Pilgern strömen auf das weitläuige, geli-
este Areal, Großfamilien mit Kind und Kegel, Gruppen von Mönhen in bordeau-
xroten Roben, wie besessen knipsende Koreaner. Sonderlih andähtig ist die Stim-
mung niht, eher herrsht Jahrmarktatmosphäre. Dann nähern wir uns dem le-
gendären Felsen, der von Weitem wie ein aus Gold geshafenes Kunstwerk aussieht:
ein Findlingsblok aus Granit, der jeden Augenblik in den über tausend Meter
tiefen Abgrund hinabzustürzen droht, gekrönt von einer über fünf Meter hohen
Stupa.
Ein einziges Haar von Buddha hält den Goldenen Felsen im Gleihgewiht, so
erzählt die Sage. Der Mon-König Tissa, Sohn eines Magiers und einer mythishen
Prinzessin, soll dieses Haar im elten Jahrhundert von einem Eremiten bekommen
haben. Der hate ihm ofenbart, dass er etwas Wunderwirkendes in seinem Haark-
noten verstekt trage. Wenn es dem König gelänge, einen Felsen in der Form seines
Kopfes zu inden, gehöre die Reliquie ihm. Tissa suhte überall im ganzen Land und
fand shließlih auf dem Meeresgrund einen Felsen, der dem Shädel des Einsiedlers
glih. Dank seiner magishen Kräte shafte er den Felsen mit einem Shif hinauf
zum Gipfel des Berges Kyaikhto, wo das Shif versteinerte. Da steht es bis heute,
man kann die bootsähnlihe Steinstruktur von der Aussihtplatform aus sehen.
Geologish betrahtet klingt das Ganze weniger romantish. Die bizarren Fels-
formationen sind Ergebnis der sogenannten Sak- oder Wollsakverwiterung.
Durh Witerungseinlüsse wird Granit in einer Weise abgeshlifen, dass sih sak-
artige Felsbroken bilden, die auf kleiner Flähe mit dem Untergrund verbunden
bleiben, bis sie irgendwann abbrehen. Der Goldene Felsen ist nihts anderes als
einer dieser sogenannten Wollsäke, und die Pilger haben überall Gold aufgebraht,
was den Felsen ixiert. Immerhin hat er erst 2005 einem Erdbeben der Stärke 4,8
standgehalten.
Als wir näher kommen, sehe ih Männer, die sih diht an der Unterkante des
Felsens drängen und Blatgoldpläthen an den Felsen kleben. Frauen ist das
versagt. Sie gelten als unrein und dürfen den Felsen niht berühren. Meine Begleit-
erin shmollt auf der Aussihtsplatform und muss sih mit Blumengaben zu-
friedengeben. Die Frauen knien betend an einem Altar, der überquillt von Frühten
und Wunshzeteln, eingehüllt in den Rauh von Kerzen und Räuherstäbhen. Ih
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