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Wenn's die Liebe eilig hat - el telo
Es gibt sie im Stadtzentrum, und es gibt sie an den Ausfallstraßen. Sie mahen keine
Werbung mit Plakaten oder Neon-Shritzügen - aber jeder weiß, wo sie sind. Es gibt
sie für ein paar Pesos zum Studententarif, mit abwashbarem Plastiküberzug auf den
Beten. Und es gibt sie in der Edelversion, mit Nobelrestaurant, römishen Spring-
brunnen oder altägyptisher Anmutung, sodass man sih fühlen kann wie zu Zeiten
Cleopatras: die telos. Im Wort telo stekt als Anagramm das »Hotel«, und tatsählih
gibt es in den telos auh einzelne Zimmer, die man mieten kann. Aber man mietet sie
niht für Tage oder Wohen, sondern stundenweise. Und man bezahlt in bar - damit
keine Spuren bleiben. Und doh ist das telo etwas ganz anderes als bei uns das Stund-
enhotel.
Eigentlih gibt es immer nur einen Grund, ein telo aufzusuhen: Liebe, die es eilig
hat und die unentdekt bleiben will. Aber die Motive, aus denen Argentinier das te-
lo aufsuhen, sind ziemlih vielfältig: Teeniepärhen probieren sih hier zum ersten -
oder zehnten oder fünfzigsten - Mal aus, ohne die Aufsiht der Nahbarn oder der
Eltern. Die Eltern probieren sih hier mal wieder aus - ohne die Aufsiht der Kinder
oder der Shwiegermuter. Oder da ist die Barbekanntshat, die noh vertiet wer-
den will, die Büroliaison, die einen diskreten Raum jenseits des Kopierzimmers suht.
Jedenfalls ist das telo in Argentinien ein viel banalerer, viel selbstverständliherer, viel
weniger skandalöser Zuluhtsort als das Stundenhotel hierzulande. Man geht so selb-
stverständlih ins telo, wie man eben auh zum Yoga, ins Kino, zum Aquarellmalkurs
geht - na ja, zumindest fast so selbstverständlih.
Ganz so, wie im Kino die Nahmitagsvorstellung weniger Eintrit kostet, gibt es
auh in vielen telos Happy-Hour-Rabate. Und wie auf dem Tennisplatz kann man in
vielen telos sein Lieblingszimmer shon vorab reservieren. Denn auh die eilige Liebe
will gut vorbereitet sein.
So hat jeder Argentinier seine telo-Geshihte zu erzählen. Paare reden mit einem
»Unser Song«-Glanz auf den Augen von ihrem ersten Mal im telo. Und dann gibt es
immer wieder diese Anekdoten, die darauf hinauslaufen, dass der telo-Portier einen
Besuher allzu vertraut gegrüßt und das die begleitende Dame irritiert habe. Oder
