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iert: 10 000 Einwohner waren es 1980 , weit über 60 000 müssten es jetzt sein. Aber
wie viele Menshen genau in Ushuaia wohnen, das weiß niht einmal der Bürger-
meister. Nur eines wissen alle: Es sind immer mehr. Das heißt immer mehr Autos,
immer mehr Straßen, immer mehr Häuser. Eines shaut nah Südwest, das nähste
nah Nordost, von den typishen Planquadraten lateinamerikanisher Städte keine
Spur. Immer mehr Stromausfälle, immer mehr Abwässer, für die es keine Kläranlage
gibt. Aus Dushköpfen und Hähnen tröpfelt das Wasser nur noh - zu shwah ist
der Druk in den Leitungen. Früh aufstehen, lange arbeiten - und nähstes Weih-
nahten mit einem größeren Auto bei den Verwandten in der Heimat vorfahren: So
tikt man hier. Miguel, der Taxifahrer mit dem braunen Indio-Gesiht, kommt aus
Salta, im Norden Argentiniens, nahe der Grenze zu Bolivien. Dort ist es warm. Seit
20 Jahren lebt er hier, hier ist es kalt. Aber er hat sih angepasst: »Hitze ist gut für
den Urlaub, aber niht gut zum Arbeiten. Kälte ist gut zum Arbeiten!«
Wie müsste wohl das Weter sein am Ende der Welt? Es muss so sein wie in
Ushuaia. Die vier Jahreszeiten passen hier bequem in eine Stunde, es fegen manh-
mal vier Tiefdrukausläufer am Tag über Ushuaia. Wer gerade die Sonnenbrille
aus der Tashe geingert hat, dem peitsht im nähsten Moment Shneeregen ins
Gesiht. Wer gerade den Reißvershluss hohgezogen hat gegen die Böen, die durh
die Straßen hetzen wie Halbstarke auf aufgemotzten Mofas, shwitzt eine Minute
später unter einem unshuldig-blau strahlenden Himmel. Ushuaia ist einer der weni-
gen Orte auf der Südhalbkugel, wo die Einheimishen den Bürgersteig nehmen, auf
dem die Sonne sheint - wenn sie denn mal sheint. Alles ist hier extrem. Sehs Stun-
den sheint die Sonne im Winter, im polaren Sommer ist es 20 Stunden lang hell. Und
das dann auh noh, aus Siht der Alten Welt, verkehrt herum. So gesehen hatten die
vorneuzeitlihen heoretiker der Terra Australis gar niht so unreht mit ihren Be-
hauptungen, es gebe im Süden ein Land, da die Bäume aus der Lut in den Boden
wahsen, die Fishe liegen und die Menshen auf dem Kopf leben, ja eigentlih alles
auf dem Kopf steht.
Aber die Bäume wahsen auh hier von unten nah oben, und die Menshen gehen
auh hier mit den Füßen auf der Erde. Das Städthen ist so argentinish, wie es nur
sein kann: Es werden Empanadas und Pizza verkaut, am Wohenende oder nah Fei-
erabend oder auh bei sonst jeder Gelegenheit trift man sih auf einen Asado. Und
im Fernsehen laufen die Staumeldungen der Avenida 9 de Julio in Buenos Aires.
Im Büro von Tourismusdirektor Julio Lovece, natürlih auh auf der San Martín,
hängt an der Wand eine Tafel mit kleinen Shifhen, aus Holz ausgesägt und bunt
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